Lyriksommer: Remixen

"ma belle - skalpelle..."

Eine Frau schreibt mit einer Schreibfeder in altertümlicher Schrift.
Dichten wie einst: Es wird wieder gereimt © picture-alliance/ dpa / Bernd Thissen
Von Astrid Mayerle · 26.08.2016
Dichter von heute remixen Reime, Verse, Sonette. Sie setzen wieder auf Rhythmen und Klangbilder. Eine Sendung über die Freiheit der Form und die Strenge des Spiels.
Im Gegensatz zu allen anderen Textarten zeichnet sich das Gedicht dadurch aus, dass es die Nähe zum Lied, zum Song, zum Sprechgesang sucht - und findet. Um der Alltagssprache zu entkommen, setzen zeitgenössische Lyriker wieder auf Rhythmen, Klangbilder und Wortcluster, wobei sie zu bekannten Formen wie Vers und Reim greifen.

Ein Upgrade für die Unsinns-Poesie

Während spätestens die Moderne ein Gipfeltreffen von Mund, wund, Schwund noch verpönt hat, erscheint genau das jetzt wieder möglich - vorausgesetzt es ist klug arrangiert und erzeugt wie etwa bei Sina Klein neue Liebesmetaphern, in denen der Specht in Doppelbesetzung auch noch Nachtigall und Lerche ablöst.
Sina Klein versteht die neue Hinwendung zu Reim und Vers als Antwort auf die Rationalisierungsprozesse in der Sprache der Gegenwart. Jan Wagner hält strenge Formen wie das Sonett für "ein Korsett, in dem man besonders gut atmen kann". Dagmara Kraus setzt auf die Assoziationskraft der kapriziösen Wortmalerei, wie sie im Frankreich des 13. Jahrhunderts in sogenannten Fatrasien entwickelt wurde und unterzieht die simplen Reime dieser Unsinns-Poesie einem lyrischen Upgrading.

Hören Sie die Sendung "ma belle - skalpelle..." in unseren "Zeitfragen" am Freitag, den 26.8.2016 ab 19:30 Uhr.

Das Manuskript zur Sendung zum Downlaud als PDF-Dokument.