Linke in den USA

Sarah Leonard: Keine Angst vor dem Wort "Sozialismus"

Autorin Sarah Leonard
Autorin Sarah Leonard © Andrew Warman
Sarah Leonard im Gespräch mit Dieter Kassel · 28.10.2016
"Die Zukunft, die wir wollen" ist so etwas wie ein Manifest der jungen Linken in den USA. Ihr Land brauche umfassende Sozialreformen, sagt Herausgeberin Sarah Leonard. Die Wahl eines neuen Präsidenten allein werde nichts ändern.
"Die neue junge Stimme Amerikas: Links, provokant und voll radikaler Kraft zur Utopie" – so stellt der Europaverlag Sarah Leonard vor. Die US-Amerikanerin ist Mitherausgeberin des nun auch auf Deutsch erschienenden Buches "Die Zukunft, die wir wollen" und leitende Redakteurin des linken Magazins "The Nation". Die Frage ist: Welche von den im Buch propagierten Ideen für ein soziales Amerika lässt sich verwirklichen? 15-Dollar-Mindestlohn, funktionierender Klimaschutz, flächendeckende Kinderbetreuungsangebote und medizinische Versorgung für alle?
Ein Mann schläft in einer Straße in New York.
Problem Armut: Ein Mann obdachloser Mann in New York.© picture alliance / dpa
Sie habe, im Gegensatz zu vielen ihrer Landsleute, keine Angst vor dem Wort "Sozialismus" sagt Sarah Leonard. Für ihr Land wäre es zudem gut, noch eine dritte starke Partei zu haben, die in der Politik mitmischt – mit Linken wie Bernie Sanders. Denn mit einem neuen Präsidenten oder einer neuen Präsidentin allein sei es nicht getan.

Zwei schlechte Optionen stehen zur Wahl

"Jetzt haben wir gerade zwei schlechte Wahlmöglichkeiten. Aber die eine ist weit schlechter als die andere. Ich glaube, für die Linke wäre es besser, wenn Hillary Clinton gewählt würde, denn dann wären wir im Stande, sie von links her zu kritisieren. Und wir könnten dann die Präsidentschaft Clintons dazu nutzen, um den Leuten zu erklären, warum eine Politik der linken Mitte nicht ausreicht. Während ich unter einem Präsidenten Donald Trump einfach nur um das Überleben kämpfen würde."
Da die USA jedoch nicht, anders als viele europäische Länder, über ein parlamentarisches System verfügten, würde eine dritte Partei es sehr schwer haben. Was Sarah Leonard und ihre Mitstreiter mit ihrem Buch erreichen wollen, formuliert die Journalistin so:
"Was wir wirklich wollten, das war, den Raum des politisch Vorstellbaren für die Amerikaner zu erweitern. Unsere Botschaft war: Schaut her, wir können diese sozusagen utopischen Dinge wirklich schaffen."

Sarah Leonard, Bhaskar Sunkara (Hrg.): Die Zukunft, die wir wollen. Radikale Ideen für eine neue Zeit
Europaverlag, 2016, 208 Seiten, 16,99 Euro

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