Lindsay Mattick: "Die wahre Geschichte des berühmten Bären"

Was wir über Pu der Bär noch nicht wussten

Szene aus dem Walt Disney Zeichentrick-Film "Winnie the Pooh" (Pu der Bär).
"Winnie the Pooh": die Markenrechte von Alan Alexander Milnes Figur wurden in den 60ern an Walt Disney verkauft. © dpa / picture alliance / Bert Reisfeld
Von Eva Hepper · 14.10.2016
Walt Disney verhalf ihm zu noch mehr Weltruhm - erfunden wurde Pu der Bär aber von dem britischen Autor Alan Alexander Milne. Was viele nicht wissen: Winnie ist ein Mädchen. Das und mehr erklärt Lindsay Mattick in einem Kinderbuch zum 90. Geburtstag der Bärin.
"Winnie, der Puh! Als ich seinen Namen zum ersten Mal hörte, sagte ich, genau wie Du jetzt gleich sagen wirst: 'Aber ich dachte, das wäre ein Junge'. 'Dachte ich auch', sagte Christopher Robin. 'Dann kann man ihn doch nicht Winnie nennen, oder?' 'Tu ich doch gar nicht.' 'Aber Du hast doch gesagt, er heißt Winnie, der Pu. Weißt Du nicht, was der bedeutet?' 'Genau, genau, jetzt weiß ich es, und ich hoffe, du weißt es auch. Denn mehr als diese Erklärung wirst Du nicht kriegen.'"
Schade. Wir wüssten doch so gerne alles über diesen einzigartigen Bären. Über seinen Namen. Und über seine Herkunft. Inspirationsquellen. Doch darüber kursierten schon seit Erscheinen verschiedenste Gerüchte.
Nur über eines schien immer schon Einigkeit zu herrschen: Alan Alexander Milne wollte eigentlich nur eine Geschichte für seinen Sohn Christopher Robin schreiben; inspiriert durch dessen Teddybären Edward. So war es doch? Oder?
"Vielleicht, vielleicht auch nicht."

Zum 90. wird die Geschichte richtig erzählt

Christopher Robins Teddybär spielt eine zentrale Rolle, in jedem Fall. Darin stimmen alle Biografen und Pu-der-Bär-Spezialisten überein. Edward war eine Inspiration. Aber das ist nicht die ganze Geschichte. Die sickerte erst langsam, über die Jahrzehnte durch, und erst jetzt – pünktlich zum 90. Geburtstag – wird sie richtig erzählt.
Von der Kanadierin Lindsay Mattick in einem farbenfrohen und originell gestalteten Kinderbuch.
Matticks Geschichte beginnt im August 1914, und in ihrem Mittelpunkt steht nicht der Pu-Schöpfer Alan Alexander Milne, sondern ein Veterinäroffizier aus: Achtung: Winnipeg!, Kanada. Harry Coleburn hieß er.
Auf dem Weg zum Militär begegnete er auf einem Bahnsteig einem Trapper. An dessen Seite: ein kleiner Bär. Coleburn kaufte das Tier für 20 Dollar und nahm es mit. Der Bär, ein Weibchen übrigens, wurde zu "Winnie" und "Winnie" zum Maskottchen der Soldaten. Und so war sie mit dabei, als die kanadischen Truppen nach England übersetzten. Ihre Lieblingsspeise: die gleiche wie die von Pu:
"... Honig!"

Originalfotos des Veterinäroffiziers Harry Coleburn

In den Krieg sollte das geliebte Tier dann aber nicht mitziehen, deshalb gab Coleburn die Schwarzbärin im Dezember 1914 in den Londoner Zoo. Und dort sah sie schließlich, fast ein Jahrzehnt später, ein gewisser: Christopher Robin. Ein fünfjähriger Junge, der, kaum hatte er Winnie gesehen, nur noch zum Bärengehege wollte. Er durfte sogar mal hinein und Winnie streicheln. Und damit begann...
"Es war einmal vor langer, langer Zeit, und diese Zeit ist schon lange her, etwa letzten Freitag, als Winnie, der Pu, ..."
Nein, der Weltruhm von Winnie, der Pu begann am 14. Oktober 1926. Diese Geschichte aber erzählt Lindsay Mattick nicht mehr. In ihrem von Sophie Blackall wunderschön illustrierten Kinderbuch geht es vor allem um die Liebe des kanadischen Tierarztes zu der Bärin. Mit wenigen Worten und zart kolorierten Bildern entfaltet sich ihr ganzer Zauber. Und erst am Ende des Buches erscheinen – berührend, das zu sehen – viele Originalfotos des Veterinäroffiziers Harry Coleburn.
Sie zeigen ihn und seine Truppe mit Winnie, diese Bärin mit der alles begann. Besonders ist das letzte Foto: es stammt von 2013 und zeigt eine Frau mit ihrem Baby. Und das sind die Autorin Lindsay Mattick selbst und ihr Sohn Cole: Sie die Urenkelin und er der Ururenkel von Harry Coleburn.

Lindsay Mattick: "WINNIE: Die wahre Geschichte des berühmten Bären"
Mit Illustrationen von Sophie Blackall
Bohem Press 2016
56 Seiten, 19,95 Euro

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