"Liberace - Zuviel des Guten ist wundervoll"

02.10.2013
Im Las Vegas der 70er- und 80er-Jahre entwickelt sich eine Beziehung zwischen dem Showkünstler Liberace und einem Fan. Doch an ein "Coming-out" ist zu dieser Zeit nicht zu denken. Regisseur Steven Soderbergh beschreibt einfühlsam die Geschichte einer komplexen Männer-Liebe.
In Cannes als Comeback des von seinem Krebsleiden genesenen Michael Douglas umjubelt, erzählt Steven Soderbergh in einer Fernsehproduktion die Geschichte des in den 70er- und 80er-Jahren glänzendsten Stars der Casinowelt von Las Vegas. Der Originaltitel "Behind the Candelanbra" verrät, mehr als der völlig sinnlose deutsche Kinotitel, was wir in diesem Biopic einer schillernden Showgröße sehen. Hinter den pompösen und selbstverliebten Bühnenauftritten des Pianisten Liberace lag verborgen und durch zahlreiche Prozesse geschützt das Leben eines homosexuellen Mannes, das in den 70iger-Jahren nicht zu outen war.

Trotzdem ist es nicht dieser Konflikt, den Steven Soderbergh so üppig wie stimmig ausgestattet auf die Leinwand bringt, sondern eine Liebesgeschichte. Steven Soderbergh zeigt uns die fünf Jahre dauernde Beziehung des alternden Mannes zu einem einfachen Jungen als große Lovestory, die als Tragödie endet, ohne die skurrilen und auch grotesken Aspekte eines Glitzerlebens mit tief verborgenen, echten Emotionen zu verbergen.

Der bisexuelle Schauspieler Scott Thorson (Matt Damon) war als naiver Bewunderer in Liberaces Leben getreten und wie andere vor und nach ihm dem charmanten Verführer erlegen. Als persönlicher Assistent, Chauffeur und Liebhaber wurde er nach den Wünschen seines Herren geformt, wozu auch zahlreiche Schönheitsoperationen gehörten. An der tiefe Liebe zwischen beiden aber lässt der Film keinen Zweifel und wie glaubhaft und zutiefst menschlich das Matt Damon und Michael Douglas, zwei Supermänner Hollywoods, spielen, ist einfach bewundernswert und in jedem Fall einen Kinogang wert!

USA 2013, Regie: Steven Soderbergh, Darsteller: Michael Douglas, Matt Damon, Dan Aykroyd, Rob Lowe, Debbie Reynolds, 119 Minuten, ab 12 Jahren