"Late Bloomers"

05.09.2012
Isabella Rosselini und William Hurt spielen die Hauptrollen in "Late Bloomers". Sie kauft Badewannen-Einstieghilfen und reizt ihre Attraktivität bei jüngeren Männern aus. Er hat dafür eine junge Geliebte in dem Film von Julie Gavras, Tochter von Regisseur Costa-Gavras.
Isabella Rosselini und William Hurt spielen die Hauptrollen in "Late Bloomers" , was auf englisch sehr verheißungsvoll klingt und so viel wie "späte Erfüllung" bedeutet. Späte Erfüllung für ein alterndes Paar, das in einer romantischen Komödie Erfahrungen spielen soll, die sie und er mit dem "Älterwerden" haben. Dabei wäre Altwerden doch ehrlicher.

Wie die beiden Schauspielstars sind Mary und Adam 60 Jahre alt. Sie leben in London, er ist ein berühmter Architekt, sie der Haushaltsvorstand einer repräsentativen Drei-Kinder-Familie. Geld spielt keine Rolle, Krankheiten gibt es offenbar auch nicht. Die fidele Großmutter lebt bis zur jähen Wendung in einer eigenen luxuriösen Wohnung gleich nebenan, die Kinder sind aus dem Haus.

Julie Gavras, die Regisseurin, ist die Tochter von Regisseur Costa-Gavras und in einem gemeinsamen Freund, einem ebenso berühmten Architekten, hat sie auch das Vorbild für ihren Adam gefunden. Es sind erfolgreiche Männer auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, die aber auch altern, was man schon daran merkt, dass sie nur noch für ihr Lebenswerk geehrt werden. Seine energische Frau versucht sich dem Problem zu stellen, wobei sie Komödien-gerecht überzieht.

Mary kauft Badewannen-Einstieghilfen, reizt ihre Attraktivität bei jüngeren Männern aus und akzeptiert problemlos, dass Adam immer seltener im Bett neben ihr liegt. Er hat sich lieber ein aufregendes neues Projekt mit jungen Leuten an seiner Seite gesucht und natürlich auch die passende junge Geliebte gefunden.

Romantische Komödien brauchen solche Verwicklungen, doch hier wirken sie nicht glaubwürdig, zumindest nicht als großes Problem. Und genau das ist der Schwachpunkt des Filmes, der deutlich die Ambition auf ein ernstes Thema hat, dem man aber zu deutlich seine junge Regisseurin anmerkt. Denn dass sich hier ein vertrautes Paar wirklich auseinanderlebt, hat am allerwenigsten mit einem Seitensprung zu tun, den beide sich gönnen.

Im intensiven Spiel von Isabella Rossellini und William Hurt erleben wir, wie unterschiedlich Menschen mit dem Altwerden umgehen und das jeder ein Recht darauf hat, wir Zuschauer aber nicht den Anspruch auf ein Happy End. Die beiden großartigen Charakterdarsteller sind aber auch so alt wie ihre Filmhelden und hätten sicher mehr zu geben gehabt, als ihnen das Drehbuch der jungen Julie Gavras abverlangt. Schade, uns war eine romantische Komödie für Erwachsene versprochen!

Frankreich, GB, Belgien 2011, Regie: Julie Gavras, Hauptdarsteller: Isabella Rossellini, William Hurt, 92 Minuten, o.A.

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