Landwirtschaft

Foodwatch kritisiert geplantes Tierwohl-Label für Fleisch

Schweine in der Massentierhaltung
Ob freiwillige Tierwohl-Label dabei helfen, die Massentierhaltung zu verringern, wird von einigen Experten bezweifelt. © imago
Matthias Wolfschmidt im Gespräch mit Frank Meyer  · 08.11.2016
Für ein riesiges Ablenkungsmanöver hält der Foodwatch-Aktivist Mathias Wolfschmidt das geplante Tierwohl-Label der Bundesregierung. Er kritisiert, dass die Bundesregierung zu wenig dafür tut, dass alle Nutztiere gut gehalten werden.
Wie die Henne lebt, deren Ei im Supermarkt liegt, ist leicht zu erkennen. Eine von vier Zahlen, als erste Ziffer auf die Eierschale gestempelt, zeigt an, wie die Tiere gehalten werden: 0 steht für ökologische Erzeugung, 1 für Freilandhaltung, 2 für Bodenhaltung, 3 für den Käfig. Seit 2005 sind diese Stempel Pflicht und inzwischen verkauft kaum noch ein Geschäft Eier aus Käfighaltung. Nach diesem Vorbild will Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) nun, auch Fleisch freiwillig kennzeichnen lassen und schlägt ein staatliches Tierwohl-Label vor.

Kritik an Minister-Plänen

"Im Prinzip ist ein Tierwohl-Label ein riesiges Ablenkungsmanöver", kritisiert der studierte Tierarzt und Aktivist der Verbraucherorganisation Foodwatch, Matthias Wolfschmidt, die Pläne des Ministers im Deutschlandradio Kultur. Viele Tiere würden heute in einer Weise gehalten, dass sie massiv erkrankten und Verhaltensstörungen entwickelten. Mit dem Label werde der Eindruck erweckt, der Verbraucher müsse nur nach den entsprechenden Produkten greifen, um das zu ändern.

Besseres Leben für alle Tiere

Stattdessen sollte die Gesellschaft besser erreichen, dass alle Tiere ordentlich und gesund gehalten würden, sagte der Foodwatch-Aktivist. "Wenn man sich auf einen kleinen Sektor reduziert, der noch dazu mit einem freiwilligen Siegel ausgestattet ist, bedeutet das, dass der Rest des Marktes so weiter wirtschaftet auf Kosten der Tiere, wie das bislang der Fall ist." Wolfschmidt sagte, dass bestehende Gesetze besser umgesetzt werden müssten. Die Bundesregierung müsse versuchen, das Ziel zu erreichen, dass es allen Tieren gut gehe.

Verarbeitete Produkte auch berücksichtigen

Es ergebe keinen Sinn, nur auf ein paar Fleischprodukte ein Logo drauf zu kleben, sagte Wolfschmidt. Stattdessen müssten alle verarbeiteten Produkte, ob nun Süßigkeiten oder in Nudeln verarbeitete Fleischprodukte, mit einbezogen werden. "Wir haben die Erfahrung gemacht bei der Eierkennzeichnung, dass erstens nur die Eier in der Schale gekennzeichnet worden sind und bei der Eierkennzeichnung die Gesundheit der Tiere überhaupt keine Rolle gespielt hat", sagte Wolfschmidt. Als Verbraucher sei man heute nicht in der Lage, ein Ei zu kaufen, bei dem man zuverlässig davon ausgehen könne, dass die Henne ein gutes und gesundes Leben geführt habe.

Matthias Wolfschmidt. Das Schweinesystem. Wie Tiere gequält, Bauern in den Ruin getrieben und Verbraucher getäuscht werden, Fischer Verlag 2013, 18 Euro.

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