Lakonisch Elegant

#37 Volksbühne – was geht die mich an?

39:24 Minuten
Eine Menschenmenge steht bei einer Großdemo in Berlin gegen Nationalismus am 19 Mai 2019 vor dem Gebäude der Volksbühne. Zu sehen ist auch das berühmte Räuberrad.
Die "Volksbühne Berlin" hieß früher "Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz". Ob sie bald wieder so heißen wird? Und wen interessiert das überhaupt? © imago images / Carsten Thesing
Von Johannes Nichelmann und Katrin Rönicke · 20.06.2019
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Die Berliner Volksbühne und ihre Intendanz sind ein Politikum weit über Berlin hinaus. Aber was interessiert es ganz Deutschland, dass René Pollesch irgendeine Berliner Bühne übernimmt? Das fragen wir Jürgen Kuttner, Jan Koslowski und Susanne Burkhardt.
Diese Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz erregt die Gemüter weit über Berlin hinaus. Vor allem seit Chris Dercon den Laden 2017 übernommen hat. Seitdem gibt es in ganz Deutschland Kontroversen. Das Haus wurde besetzt, es musste geräumt werden, es wurde Kot verteilt und es wurde lautstark protestiert.
Dann die Nachricht: René Pollesch werde 2021 den Platz einnehmen, den Dercon nach nur einer Spielzeit bereits im April 2018 schon wieder räumte. Sogar Bestseller-Autorin Sibylle Berg kam ins Spiel – zumindest unter einer Bedingung.
Auch zu Pollesch hat wieder alle Welt eine Meinung, etwa Christine Dössel in der "Süddeutschen Zeitung". "Die Entscheidung für Pollesch hat populistische Züge", findet sie. Spätestens nach so einem Satz aus München ahnen selbst echte Theatermuffel: Irgendwas ist besonders an diesem Ort, an dieser Bühne mitten in Berlin.
René Pollesch, Theaterregisseur und Autor, sitzt am Rande einer Pressekonferenz zur "Zukunft der Volksbühne". Er wird die Leitung als Intendant zur Saison 2021/22 übernehmen. 
René Pollesch ist neuer Intendant an der Berliner Volksbühne.© dpa-Zentralbild / Britta Pedersen
Irgendwas drückt sich im Streit um seine Intendanz aus - ein Streben, ein Konflikt, eine große Geschichte – aber was? Was ist das für eine Legende, warum so ein Politikum?

Eine Geschichte über Ost und West

Lakonisch Elegant. Der Kulturpodcast reiste quer durch die Stadt um einen zu besuchen, der die Volksbühne schon kannte, bevor selbst Frank Castorf dort ein Vierteljahrhundert lang Geschichte schrieb: Radio-Ikone Jürgen Kuttner, der in der Volksbühne mit einer eigenwilligen Videoschnipsel-Solonummer auftrat. Er berichtet von den alten Zeiten, von großen Freiheiten und vom Drang, mit immer neuen ausgefallenen Ideen der drohenden Langeweile ein Schnippchen zu schlagen. Von ihm lernen wir, warum die Geschichte der Volksbühne nicht zuletzt auch eine über Ost und West ist.
Dem Schoß der Volksbühne entstammt auch Jan Koslowski, Regisseur, gebürtiger Ost-Berliner und seit 2006 Mitglied des Jugendtheaters P14 an der Volksbühne. Derzeit inszeniert er am Ballhaus Ost mit Hannah Dörr ein Stück mit dem volksbühnesken Titel: "Die Alleinseglerin segelt allein!". Wie blickt er auf die Geschichte der Volksbühne? Was hat er dort gelernt und was nimmt er von dort überallhin mit? Und was erwartet er sich von der Neubesetzung mit Pollesch?
Das fragen wir auch Susanne Burkhardt – als Moderatorin des Theaterpodcasts ist sie die Theaterexpertin im Deutschlandfunk Kultur. Sie hat schon mit René Pollesch über dessen Pläne und Visionen gesprochen. Fernab der Erzählung von den "Guten alten Zeiten" bringt sie auch einen etwas kühleren Blick auf die sagenumwobene Volksbühne mit: Warum inszenierten dort eigentlich nur Männer? Und jetzt mal Butter bei die Fische: Was steckt hinter dem Hype? Was vermisst sie – was erhofft sie sich von einem Neuanfang?

Doppelspitze mit Sibylle Berg?

Sibylle Berg hat schon 2014 in einem Tweet den Namen Pollesch ins Spiel gebracht - und sich! Wäre sie als Doppelspitze mit Pollesch denkbar? Würde sie überhaupt wollen? Ob wir das je erfahren?
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