Lakonisch Elegant

#24 Lakonisches Quartett – Lesen wie auf der Buchmesse

43:25 Minuten
Eine junge Frau mit Brille sitzt vor einer blauen Wand und liest.
Bücher, bei denen das Weglegen schwer fällt: Das Kulturpodcast-Team kürt als (wohl eher pseudo-)lakonisches Literatur-Quartett vier zeitlos "besondere Bücher". © Unsplash / Lucrezia Carnelos
20.03.2019
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Bücher raus, Literatur-Kontrolle! Zur Leipziger Buchmesse feiert das Kulturpodcast-Team die Leselust: Die Vier küren ihr jeweils „besonderes Buch“ und sprechen über das "Profi-Lesen" mit Literaturredakteurin Wiebke Porombka, die Mitglied in der Jury für den Leipziger Buchpreis ist.
"Bücher raus, Literatur-und Lesehaltungs-Kontrolle!" ist das inoffizielle Motto in dieser Episode von Lakonisch Elegant. Der Kulturpodcast. Literaturredakteurin Wiebke Porombka kann nur in halbliegender Position lesen; Johannes Nichelmann sitzt gern auf dem Sofa mit Buch; Katrin Rönicke liest am liebsten überall, sofern man sie denn mal lässt. Julius Stucke und Christine Watty hingegen befürchten, sofort einzuschlafen, wenn sie Zeit mit Buch im Bett verbringen.
Wie eine Jury über Buchpreise entscheidet
Wiebke Porombka erzählt, nach welchen Kriterien sie als Jurymitglied beim Preis der Leipziger Buchmesse über die Auszeichnungswürdigkeit von Büchern entscheidet und welche Rolle neben dem Profi-Blick der "eigene Geschmack" spielt – und überhaupt: Wofür sind Buchpreise wie bei der Leipziger Buchmesse eigentlich gut - oder schlecht?
Ein besonderes Buch ist für sie persönlich "Der Mann ohne Eigenschaften" von Robert Musil, weil es bis heute Schriftsteller*innen beeinflusst – und das Buch "Die Überwindung der Schwerkraft" von Heinz Helle. Letzteres rührt sie öfter mal zu Tränen. Im Podcast erzählt Wiebke, wie ein Telefon im Klo einmal Tränen bei einer Preisverleihung verhindert hat.
Literatur-Quartett im Kulturpodcast: vier Lieblingsbücher
Danach geht’s los mit den Perlen aus den Bücherregalen von "Lakonisch Elegant. Der Kulturpodcast": Julius Stucke hat das Buch "Junge Verlierer" von Emrah Serbes ausgewählt.
Obwohl Julius eigentlich das Wort "berührt" nicht gerne verwendet und kein Fan von Kurzgeschichten ist: Diesem Buch ist er trotzdem erlegen. Sehr berührt hat ihn nämlich eine der Erzählungen von Serbes. Davon erzählt Julius - und auch von einer Wendung in der Lebensgeschichte des Autoren, auf die er erst bei der Recherche für diesen Podcast gestoßen ist.
Entspannungsexperiment auf dem Sofa
Katrin Rönicke macht ein Experiment im Podcast-Studio, das unmittelbar mit ihrem besonderen Buch zusammenhängt: "My year of rest and relaxation" von Ottessa Moshfegh. Mit geschlossenen Augen stellt sich das Kulturpodcast-Team vor, wie es wäre, ein Jahr nichts tun zu müssen. Also wirklich gar nichts. Nur Sofa und schlafen, von allen Alltagsaufgaben entbunden.
Die Reaktionen auf diese Idee sind gespalten im Literatur-Quartett. Für Katrin spricht das Buch aktuelle Gesellschaftsfragen an; nicht nur, weil sie selbst in ihrem Umfeld ein immer größer zu werden scheinendes Ruhebedürfnis wahrnimmt.
Chatten über Bücher
Nach einer bestimmten Wendung der Geschichte konnte Johannes Nichelmann das Buch "Der Russe ist einer, der Birken liebt" von Olga Grjasnowa eine Woche lang nicht mehr in die Hand nehmen – so sehr hat ihn das getroffen, was im Buch passiert.
Die Geschichte einer jungen Frau in Deutschland, eines sogenannten "Kontingentflüchtlings", hat nicht nur Johannes, sondern auch seine Freunde beschäftigt – inklusive Whatsapp-Gruppenchat darüber.
Kann man Trauer kontrollieren?
Christines besonderes Buch ist "Das Jahr magischen Denkens" von Joan Didion, das auf eindrucksvolle Art und Weise das Erleben von Trauer schildert. Die Journalistin und Autorin Joan Didion erzählt, teilweise fast dokumentarisch, vom ersten Jahr nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes. Klar und präzise fasst Didion in Worte, was eigentlich kaum auszuhalten ist.
"Lesen, lernen, es durcharbeiten, Literatur befragen, Information heißt Kontrolle" – das journalistische Motto von Didion wird auch zur Überschrift ihrer Versuche, den Schmerz irgendwie zu fassen. Kein einfaches Buch, aber eines, das sich wirklich lohnt – und das man vor allem für seine Sprache lieben muss, findet Christine.

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