Kunst oder Kommerz

Ein Lob des Freidenkertums

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Der Ästhetik-Professor Bazon Brock glaubt, dass sich nur Künstler durchsetzen werden, die sich von kommerzielle Interessen nicht vereinnahmen lassen. © picture alliance / dpa / Horst Ossinger
Bazon Brock im Gespräch mit Timo Grampes · 09.08.2017
Der Kunst droht eine Spaltung - in Werke für den Markt und Werke für Kuratoren. Das zumindest prophezeit der Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich. Doch Bazon Brock widerspricht: Auf Dauer würden sich Unabhängigkeit und Freidenkertum durchsetzen.
In der Kunst vollzieht sich eine riesige Spaltung, die weitreichende Folgen haben kann. Diese These stellt der Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich in einem Vortrag und Essay auf perlentaucher.de auf. "Werke für Kuratoren und Werke für den Markt spalten sich soweit ab, dass der gemeinsame Begriff Kunst nicht mehr zutrifft", prophezeit Ullrich.
"Es ist dann nur eine Frage der Zeit, bis konträre Fraktionen sich entweder gegenseitig aus dem Kunstbetrieb auszuschließen versuchen oder bis eine Fraktion sich unter einem neuen Begriff sammelt oder sich zumindest nicht mehr darum schert, ob ihre Vertreter noch mit 'Kunst' assoziiert werden."
Angetrieben werde diese Spaltung durch den langanhaltenden Boom des Kunstmarktes und kuratorische Großereignisse mit "Starkünstler, Stargaleristen und Starkuratoren, Großsammler und Großausstellungen". Bildende Kunst sei ein Sujet der Massenmedien geworden.

Unabhängigkeit als menschliches Verlangen

Der Künstler und Kunsttheoretiker Bazon Brock widerspricht. Er glaube nicht an eine solche Spaltung. Künstler seien immer Menschen gewesen, die "ausschließlich auf eigene Rechnung und ausschließlich ihrem eigenem Vermögen als Autoren verdankt" ihre Arbeit leisten, unabhängig vom Markt oder politischen Einfluss.
Diese unabhängige Arbeit werde sich umso mehr durchsetzen, je mehr auf der anderen Seite versucht werde, diese zu vermarkten. "Denn das ist das Genuin. Man könnte fast schon sagen ein allgemein menschliches Verlangen: Unabhängigkeit im Sinnen von Freidenkertum." Dies sei das Einzige, was in der Kunst und Wissenschaft je gezählt habe, so Brock. "Alles andere war immer schon Plunder."

Alle Kuratoren können "zum Teufel gehen"

Nicht nur die Vermarktung von Kunst, auch die Kuratoren greift Brock vehement an. Er glaube nicht, dass diese eine "Gegenfront" zum Kunstmarkt bilden können. Sie hätten sich "am meisten blamiert", so Brock mit Blick auf die documenta.
"Das, was in Kassel geboten wird, ist unter aller Sau und hat keinerlei Profil. Die Kuratoren haben auf der gesamten Bandbreite versagt und sind noch absurder organisiert als der Markt. Meinetwegen können die Kuratoren alle zum Teufel gehen."
(lk)
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