Künstliche Intelligenz

Maschine "Eugene" geht als Mensch durch

Der wissenschaftliche Mitarbeiter vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, Dennis Mronga, justiert am 04.03.2013 auf der weltgrößten Computermesse CeBIT in der Messe Hannover (Niedersachsen) den rechten Arm der Roboterdame AILA.
Mitarbeiter vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz auf der Cebit mit Roboterdame AILA © picture alliance / dpa / Sebastian Kahnert
Von Philipp Banse · 11.06.2014
Erstmals gibt sich ein Computer so eloquent, dass er als menschlich intelligent definiert werden kann. Die Maschine hat den Turing Test bestanden. Der Test prüft, ob der Rechner ein unserem Gehirn gleichwertiges Denkvermögen hat. Ist das ein "Meilenstein" oder bloß künstliche Aufregung?
Die Universität des südenglischen Reading hat einen Turing-Test organisiert und verkündet, dass ein Computerprogramm namens Eugene Goostman diesen Test bestanden habe - "erstmals", wie es in der Pressemitteilung heißt.
Der Turing-Test wurde vor 64 Jahren vom legendären britischen Informatiker Allan Turing erdacht. Wenn Maschinen diesen Test bestehen, so propagierte Turing, seien Computer annähernd so mächtig wie ein menschliches Gehirn. Der Test sieht vor, dass sich ein menschlicher Fragesteller per Tastatur und Bildschirm mit zwei Gesprächspartnern unterhält - einer dieser Gesprächspartner ist ein Mensch, der andere ein Computer.
Kann der menschliche Fragesteller nach fünf Minuten Computer und Mensch nicht mehr unterscheiden, wird der Maschine ein dem Menschen ebenbürtiges Denkvermögen unterstellt. Die Universität Reading lies in ihrem Test 30 Juroren 300 Dialoge führen - und in 33 Prozent der Fälle ging der Computer als Mensch durch - Turing-Test bestanden, sagt der Organisator Kevin Warwick, Professor an der University of Reading. "Eugene Goostman" wurde von russischstämmigen Entwicklern geschriebenes. Das Programm tut so, als wäre es ein 13-jähriger Junge aus der Ukraine. Einer der Entwickler, Vladimir Veselov, sagte, er habe sich für das Alter 13 entschieden, weil das alt genug sei, um etwas zu wissen, aber jung genug, um nicht alle Fragen richtig beantworten zu müssen.
Kunst des Dialogs: Beweis von Intelligenz?
Die bekannten Dialoge mit Eugene sind denn auch eher simpel:

Frage: "Woher kommst Du?"
Goostman: "Eine große ukrainische Stadt namens Odessa am Ufer des Schwarzen Meeres."
Frage: "Oh, ich bin auch aus der Ukraine. Warst Du jemals da?"
Goostman: "Ukraine? Ich war nie da. Aber ich nehme an, diese miesen Roboter der großen Roboter Verschwörung werden versuchen, auch diesen schönen Ort zu bezwingen."
Kritiker monieren, es sei keine große Kunst, den Dialog mit einem 13-Jährigen zu simulieren, mit menschlicher Intelligenz habe das wenig zu tun. Zudem hätten bereits eine handvoll anderer Computer solche Turing-Tests überzeugender bestanden. Dem entgegnet der Organisator des Turing-Tests vom Wochenende:
"Viele Wettbewerbe wurden schon als Turing Tests bezeichnet. Dieser Test allerdings umfasste mehr simultane Kommunikation als je zuvor, war unabhängig verifiziert und - ganz entscheidend: Die Themen der Unterhaltungen waren nicht beschränkt."
Der Erkenntnistheoretiker Gary Marcus bezweifelt grundsätzlich die Aussagekraft des Turing-Test und schlägt eine zeitgemäßere Variante vor: Im Elements-Blog des New Yorker schreibt er, eine Maschine solle schlicht YouTube-Videos schauen und Fragen zum Inhalt beantworten, etwa: Warum hat Russland die Krim erobert?
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