Kritik zu mangelnder UN-Effizienz

Wo Trump Recht hat - und wo nicht

US-Präsident Donald Trump während seiner Rede vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen
US-Präsident Donald Trump während seiner Rede vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen © dpa picture alliance/ Nancy Siesel
Andreas Zumach im Gespräch mit Nicole Dittmer und Julius Stucke · 19.09.2017
US-Präsident Donald Trump wirft den Vereinten Nationen mangelnde Effizienz vor. Zu einem guten Teil führe Trump Falschbehauptungen an, sagt der Journalist Andreas Zumach. Aber in einem Punkt sei die Kritik berechtigt.
Bei seinem ersten Auftritt vor den Vereinten Nationen hat US-Präsident Donald Trump Organisation mangelnde Effizienz vorgeworfen. "Zu oft war der Fokus nicht auf die Ergebnisse gerichtet, sondern auf den Prozess und auf die Bürokratie", sagte Trump am Dienstag vor der UN-Vollversammlung in New York. Bereits am Montag hatte er bei einer US-Veranstaltung am Sitz der UN kritisiert: "In den vergangenen Jahren haben die Vereinten Nationen wegen Bürokratie und Missmanagement nicht ihr volles Potenzial entfaltet."
Aber was bedeutet hier eigentlich Effizienz - und wie misst man sie? Es gebe konkrete Maßstäbe, sagt der Journalist Andreas Zumach im Deutschlandfunk Kultur. So seien etwa die momentan 16 Friedensmissionen mit 120.000 Soldaten plus zivilen Mitarbeitern acht Mal effizienter als die nationalen Militäroperationen der USA - gemessen an den eingesetzten Ressourcen Geld, Personal, Öl und Material.
Recht habe Trump mit seiner Kritik daran, dass die verschiedenen humanitären Organisationen bei ihren Einsätzen in Ländern etwa nach einer Naturkatastrophe oder einem Bürgerkrieg zum Teil Doppelarbeit leisten und damit Ressourcen verschwenden. "Nur: Das hat damit zu tun, dass die Mandate dieser Sonderorganisationen nicht genau abgesteckt sind", erklärt Zumach, der sich intensiv mit den Vereinten Nationen befasst. "Also zum Beispiel: Wo endet die unmittelbare Überlebenshilfe nach einer Naturkatastrophe, wo beginnt der Wiederaufbau, wo beginnt die langfristige Entwicklungshilfe."

Keine überproportionale Finanzierung der USA

Trumps Lösungsvorschlag führe hier allerdings in die Irre. Die Sonderorganisationen seien autonom. "Um hier eine höhere Effizienz herzustellen, müssen die Mitgliedsstaaten ran. Das kann nicht der Generalsekretär von seinem Schreibtisch im New Yorker Hauptquartier machen, wie Trump es gefordert hat", sagt Zumach.
Schlicht falsch seien Trumps Behauptungen, das Budget der UNO habe sich seit 2000 verdoppelt und die Zahl der Mitarbeiter sei um 140 Prozent gestiegen ist. "Das Budget ist um gerade mal 20 Prozent angehoben worden und das nach einer Kürzungsorgie in den 90er-Jahren." Die Zahl der weltweiten Mitarbeiter sei sogar von 50.000 auf 46.000 gesunken. Was gestiegen sei, ist die Zahl der Friedensmissionen und dadurch auch der im Ausland befindlichen Soldaten. "Aber das sind Friedensmissionen, die alle mit ausdrücklicher Zustimmung der USA, zum Teil auf Antrag Washingtons, vom Sicherheitsrat beschlossen wurden."
Eine Falschbehauptung Trumps sei auch, sagt Zumach, dass die USA einen überproportional großen Anteil an der Finanzierung leisten. "Sie tragen mit 28 Prozent Beitrag an den Friedensmissionen und 22 Prozent am regulären Haushalt exakt das, was nach den Kriterien Bruttosozialprodukt, Größe eines Landes, Bevölkerungsgröße für alle 193 Staaten gilt als Grundlage für die Bemessung ihrer Pflichtbeiträge."
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