Kriminalroman "Pfingstopfer"

Mord und religiöser Wahn

Der Schriftsteller Ulrich Woelk
Der Schriftsteller Ulrich Woelk sagt: Zwei der schrecklichsten Attentate der vergangenen Jahre sind aus christlichem Umfeld entstanden. © Bettina Keller
Der Schriftsteller Ulrich Woelk im Gespräch mit Andrea Gerg · 02.03.2015
Ulrich Woelks Krimi behandelt auch das Thema christlichen Fundamentalismus. Kriminelle aus diesem Umfeld würden häufig als pathologische Einzeltäter gesehen, sagt er. Beim Islam hingegen werde gleich eine ganze Religion in Kollektivhaft genommen.
Eine Frauenleiche im Garten einer freikirchlichen Gemeinde, dazu eine Botschaft des Mörders: Ulrich Woelks Krimi "Pfingstopfer" beginnt mit einem bizarren Ritualmord - und widmet sich dem Spannungsfeld zwischen Religion und Neurowissenschaft. Im Kern seines Buches gehe es um eine alte philosophische Frage, sagt der Schriftsteller: "Sind wir wirklich frei handelnde Wesen oder ist dieser freie Wille nicht nur eine neurologische Illusion?" Dass er dabei christlichen - und nicht islamischen - Fundamentalismus thematisiert, liegt für Woelk nahe:
"Es ist eben so, dass wir gerne über diese Islam-Problematik übersehen, dass (...) zwei der wirklich schrecklichsten Attentate der letzten Jahrzehnte aus christlichem Umfeld entstanden sind: das so genannte Oklahoma-Bombing in den USA mit 160 Toten und die furchtbare Tat von Anders Breivik in Norwegen. Das steht ja nun in Brutalität und Wahnsinn dem islamischen Terrorismus in nichts nach."
Christliche Fundamentalisten gelten meist als pathologische Einzeltäter
Attentäter wie Breivik, der 2011 in Oslo und auf der Insel Utoya 77 Menschen tötete, würden meist als pathologische Einzeltäter eingestuft. Das "kulturell-religiöse Grundsystem" bleibe außer acht. Dabei habe sich gerade Breivik in der Tradition der Kreuzritter gesehen. Beim Islam hingegen werde sehr schnell die ganze Religion in eine Kollektivhaft genommen. "Da wird schon mit zweierlei Maß gemessen", findet Woelk.

Ulrich Woelk: "Pfingstopfer". Kriminalroman. Deutscher Taschenbuch Verlag dtv. München 2015, 19,90 Euro

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