Kriminalität

Einbrecher haben oft leichtes Spiel

Verschiedene Schlösser an einer Modelltür.
Viele sichern ihre Wohnung erst gegen Einbruch, wenn es zu spät ist. © imago/teutopress
Gina Wollinger im Gespräch mit Marianne Allweiss und André Hatting  · 30.03.2016
Wohnungen seien für Einbrecher ein sehr attraktives Ziel geworden, sagt die Soziologin Gina Wollinger. Dazu trage bei, dass sie dort immer mehr kleine technische Geräte mitgehen lassen könnten, wie Tablets oder Smartphones.
2015 war ein Rekordjahr bei den Wohnungseinbrüchen, zeigt die Kriminalitätsstatik. Danach wurde im vergangenen Jahr in fast 170.000 Fällen in Wohnungen eingebrochen. Das ist eine deutliche Zunahme um 9,9 Prozent im Vergleich zum Jahr 2014. Überdurchschnittlich hoch war die Zahl der Wohnungseinbrüche in Hamburg (plus 20,2 Prozent), in Nordrhein-Westfalen (plus 18,1 Prozent) und in Niedersachsen (plus 13,1 Prozent).

Verschiebung vom Auto in die Wohnung

"Seit 2006 steigt der Wohnungseinbruch ja kontinuierlich an", sagte die Soziologin Gina Wollinger vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen mit dem Forschungsschwerpunkt Einbruchdiebstahl im Deutschlandradio Kultur. Zeitgleich gebe es einen Rückgang bei den Einbrüchen in Autos. "Insofern kann es eine Verschiebung geben von Pkws in Wohnungen", sagte sie. Bei Autos habe sich die Sicherheitsausstattung verbessert und Fahrer ließen weniger Wertgegenstände im Auto liegen. "Zeitgleich sind Haushalte auch ein sehr attraktives Ziel geworden, weil wir immer mehr kleinere technische wertvolle Geräte haben, wie Tablets und Smartphones", sagte Wollinger. Einbrecher nähmen gerne das mit, was sie schnell einstecken könnten. Außerdem sei es sehr einfach, in Wohnungen einzubrechen. Die Leute würden meistens beim Einbruchsschutz erst aktiv, wenn bei ihnen selbst oder im Bekanntenkreis etwas passiert sei, sagte die Soziologin.

Verschiedene Tätergruppen

Ihr Institut könne nicht belegen, dass die Einbrüche vor allem osteuropäischen Einbrecherbanden anzulasten seien, sagte Wollinger. "Vielmehr gibt es eine Vielzahl verschiedener Tätergruppen, wie auch perspektivlose Jugendliche, die keine Ausbildung haben und keinen Schulabschluss." Aber auch Drogen- und Spielsüchtige zählten dazu. Diese Tätergruppen seien regional unterschiedlich verteilt. Dort, wo die sozialen Brennpunkte größer seien, habe man mehr mit lokalen Tätern zu tun. In anderen Regionen seien es eher reisende Täter. "Insofern muss man dieses Phänomen regional begreifen und an den Wurzeln packen." Sie halte es für gefährlich, mehr Zuwanderung für die gestiegene Zahl der Einbrüche verantwortlich zu machen.

Viele wollen nach dem Einbruch umziehen

Nach Einbrüchen seien die Menschen auch langfristig sehr belastet. Das zeige sich in Angstgefühlen, Schlafstörungen und Unsicherheitsgefühlen in der gewohnten Umgebung. Ein Viertel der Befragten wäre nach einem Einbruch gerne umgezogen oder habe es sogar getan. Es würde den Opfern helfen, solche Vorfälle ernst zu nehmen, sagte Wollinger.
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