Kriegsverbrechen, Gewalt und Elend im Theater

Wer profitiert da von wem?

Screenshot aus dem Dokumentarfilm "das Kongo Tribunal" von Milo Rau
Screenshot aus dem Dokumentarfilm "das Kongo Tribunal" von Milo Rau © Youtube / Milo Rau
Simone Dede Ayivi im Gespräch mit Gesa Ufer · 13.03.2018
Wenn Künstler sich in die Politik einmischen, bringt das Aufmerksamkeit. Die Theaterregisseurin Simone Dede Ayivi freut sich über die Fortführung des "Kongo-Tribunals" von Milo Rau. Anderen Kunstprojekten fehle es oft an Nachhaltigkeit. Da gehe es eher um den eigenen Bekanntheitsgrad.
"Oft gibt es ja in der Kunst so ein Themenhopping – und Dranbleiben ist eine gute Sache." Die Theaterregisseurin Simone Dede Ayvivi freut sich über die Kampagne "Schaffen wir zwei, drei, viele Kongo Tribunale" von Milo Rau. Der Theatermacher hatte 2015 in einem fiktiven Prozess unter dem Titel "Das Kongo Tribunal" die Opfer, Täter, Zeugen und Analytiker des Kongokriegs zusammengebracht. Nun möchte er weitere Tribunale im Ostkongo zur Aufarbeitung der Menschenrechtsverletzungen unterstützen. Im Deutschlandfunk Kultur begrüßte Ayvivi die lange Recherchearbeit von Rau vor Ort, die bei anderen Kunstprojekten fehle.
Beim "NSU-Tribunal" stehe der Aktivismus im Vordergrund, so Simone Dede Ayvivi weiter. Es gehe um die Opfer, die Angehörigen und darum, die Ungeheuerlichkeiten, die geschehen sind, aufzuarbeiten.
"Selbstverständlich kann man da mit einem Zugriff, der künstlerischer ist, auch dafür sorgen, dass das leichter verdaulich oder zugänglich ist, für Menschen, die sich mit dem Thema noch nicht auskennen. Aber ich finde es eben auch wichtig, Akteur*innen zu empowern. Da haben sich politische Initiativen, Anwält*innen und eben die Opfer getroffen und zusammen etwas auf die Beine gestellt, das ist auch sehr wichtig."

Privilegierte Position der Künstler

Simone Dede Ayvivi kritisierte dagegen das Projekt "Exhibit B" des südafrikanischen Theatermachers Brett Bailey – ein Reenactment einer Völkerschau.
"Sehr oft in der Kunst, gerade im politischen Theater, sehen wir, dass Künstlerinnen aus einer sehr privilegierten Position heraus sich das Leid anderer aneignen, um daraus dann Theaterstoff zu machen, um eigentlich die eigene Karriere zu fördern."
Und auch die Mauerkreuze-Aktion des Zentrums für Politische Schönheit nannte sie als ein Beispiel, bei dem vor allem der Künstlername in Erinnerung bleibe. Eine nachhaltige Debatte über die EU-Außengrenze sei daraus nicht entstanden.
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