Krieg und Konflikte

Weltweite Flüchtlingszahl auf neuem Höchststand

Türkische Sicherheitskräfte drängen gewaltsam syrische Flüchtlinge mit Wasserwerfern zurück. (14.06.2015)
Türkische Sicherheitskräfte drängen gewaltsam syrische Flüchtlinge mit Wasserwerfern zurück; Aufnahme vom 14. Juni 2015 © afp / Bulent Kilic
Dietmar Kappe von der UNO-Flüchtlingshilfe im Gespräch mit Nana Brink · 18.06.2015
Knapp 60 Millionen Männer, Frauen und Kinder suchen weltweit inzwischen Schutz vor Krieg, Gewalt und Not - so viele wie noch nie. Und es werden vermutlich noch mehr werden, befürchtet Dietmar Kappe von der UNO-Flüchtlingshilfe.
Der Anstieg der weltweiten Flüchtlingszahl war im vergangenen Jahr stärker als je zuvor. Ende 2013 waren noch 51,2 Millionen Flüchtlinge registriert, nun sind es knapp 60 Millionen. Jeden Tag fliehen 42.500 Menschen vor Krieg, Gewalt und Not.
Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, António Guterres, nennt als Grund für die starke Zunahme die Konflikte und Kriege wie in Syrien und in der Ukraine. Nach seiner Prognose kann sich die globale Flüchtlingskrise sogar noch verschlimmern.
Für keine der Krisen gibt es eine echte Lösung
So sieht es auch Dietmar Kappe von der UNO-Flüchtlingshilfe. Die Zahlen würden weiter steigen, weil es für keine der Krisen auf der Welt wirklich eine Lösung gebe, sagte er im Deutschlandradio Kultur. Zu den bekannten Krisen wie in Syrien gebe es auch noch einige in Afrika, über die wenig berichtet werde. So gebe es beispielsweise im Südsudan derzeit anderthalb Millionen Binnenflüchtlinge. Somalia sei ein "Dauer-Konflikt-Land" mit über zwei Millionen Flüchtlingen.
Krisen flammten auf und wieder ab, "aber das Problem wird nicht gelöst", so Kappe. Im vergangenen Jahr konnten nur insgesamt 130.000 Menschen wieder in ihre Heimat zurückkehren. Das sei die geringste Zahl seit 31 Jahren, betonte Kappe.
In der Sahara wurden unterdessen erneut Flüchtlinge tot aufgefunden, die offenbar auf dem Weg nach Libyen waren. Die 30 Menschen aus West- und Zentralafrika seien vermutlich schon vor Monaten nahe der Stadt Dirkou in der Republik Niger umgekommen, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) in Genf mit. Es ist der zweite grausige Fund innerhalb weniger Tage: Vor einer Woche waren weiter westlich im Grenzgebiet zu Algerien 18 verdurstete Flüchtlinge gefunden worden.
Anzahl der Flüchtlinge hat sich in vier Jahren vervierfacht

Innerhalb von vier Jahren hat sich die Anzahl der Flüchtlinge weltweit vervierfacht, so der UNHCR. Der frühere portugiesische Premierminister Guterres beklagte, dass viele Politiker und Warlords, die für die Kriege verantwortlich seien, straffrei ausgingen. Zudem sei die internationale Gemeinschaft völlig unfähig, die Konflikte zu beenden.
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