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Vornamen

03:51 Minuten
Mehrere bunte Schnuller hängen an Haken an einer Wand, mit Vornamensschildern darüber.
Bei Vornamen gibt es überall ganz klare Trends und landestypische Eigenheiten. © imago / Westend61
Von Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt · 16.04.2021
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Inder orientieren sich bei der Namensgebung auch an Sternenkonstellationen. Einen Kevin hört man in Spanien gar nicht. Ein Trend in Südamerika sind die Namen großer Fußballstars.
Oliver Neuroth aus Madrid:
"Es ist ja ein Klischee, dass in Spanien so gut wie alle Männer José, Juan und Pedro heißen und die Frauen Maria und Carmen. Das Verrückte ist: Dieses Klischee stimmt. Maria ist wirklich der mit Abstand meist verwendete Frauenname in Spanien. Ich habe vor Kurzem erst gelesen, dass in Spanien etwa 6,5 Millionen Marias leben. Und, ja, der Drang von Eltern, einen ungewöhnlichen Namen zu vergeben, den gibt in Spanien nicht so. Die Amerikanisierung der Vornamen, das gibt’s in Spanien überhaupt nicht. Einen Kevin hört man in Spanien gar nicht."
Silke Diettrich aus Neu Delhi:
"Es gibt in Indien sehr sehr schöne Namen. Ich hab eine Bekannte, die heißt Kuschbo. Und das ist wohlriechender Duft. Das Bemerkenswerte hier in Indien ist eigentlich, dass man erst Wochen nach der Geburt überhaupt einen Vornamen erhält. Das liegt daran, dass man zu einem Hindupriester gehen muss, wenn man das Kind bekommen hat. Und der schaut sich erstmal eine Sternenkonstellation an, und aufgrund dessen gibt der Priester dann den Hinweis, mit welchem Buchstaben der Vorname anfangen muss. Daran muss man sich auch halten, weil das für das Kind ansonsten Unglück bringt. Und dementsprechend werden dann hier die Vornamen verteilt."
Ivo Maruscyk aus Buenos Aires:
"Auch bei den Vornamen gibt es in Südamerika ganz klare Trends. Ein Trend ist natürlich immer, dass man die Namen von großen Fußballstars übernimmt. Es gibt bestimmte Modenamen hier in Argentinien. Namen wie Faqundo und Lautaro. Das sind typische Namen, wo auch jeder in anderen Ländern Südamerikas weiß: Oh, das muss ein Argentinier sein. Es geht zum Teil zurück auf indigene Häuptlinge. Und das sind Modenamen, mit denen man auch so ein bisschen Nationalbewusstsein beweist. In Kolumbien, in Venezuela, in Peru, da sind englische Namen unheimlich modern und trendig. Das Problem an der Geschichte ist, die Leute können oft ja gar nicht richtig Englisch. Ich habe allen Ernstes Ausweise gesehen, auf denen der anscheinend englische Name Usnavy auftaucht. Und was ist Usnavy? Das haben die Eltern auf amerikanischen Kriegsschiffen gesehen: US Navy. Und da wurden dann Kinder danach benannt."
Jana Genth aus Johannesburg:
"In Südafrika finde ich das total spannend mit den Vornamen, weil die Menschen quasi mit zwei Namen geboren werden. Die haben einen afrikanischen Namen und gleichzeitig einen englischen. Und der englische ist ganz oft sehr lustig. Also das, was irgendwie die Eltern gerade gedacht haben, wenn die das Baby gesehen haben. Da gibt’s nämlich dann viele, die heißen: Handsome, Prosper, Problem, Wiseman, Pretty. Übersetzt heißen die schön oder der Kluge, oder Problem oder der Schicke."
Ruth Kirchner aus Peking:
"In China ist es so, dass das mit dem Namen eigentlich relativ kompliziert ist. Vielen Eltern geht es eher darum, dass ihr Kind einen Namen hat, den eben nicht alle anderen haben. Bei Jungsnamen sind das häufig Schriftzeichen, die auch eine gewisse Bedeutung haben. Ich sag mal sowas wie ein kräftiger Baum oder 'außergewöhnlich', bei Mädchen sind das eher weichere Attribute. Dann bedeutet das Schriftzeichen sowas wie kultiviert oder hervorragendes Temperament oder glücklich."

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