Korrespondenten berichten über

Verschwörungstheorien

03:44 Minuten
Invertierung eines Bildes, dass ein Flugzeug mit Kondensstreifen vor blauem Himmel zeigt.
“Chemtrails” - eine ganz beliebte Verschwörungstheorie. © imago images / Gottfried Czepluch / Bearbeitung: Deutschlandradio
Von Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt · 12.06.2020
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In China werden sie von der Führung knallhart zensiert. In Südafrika kreisen Verschwörungstheorien meist um die Regierung und in der Türkei ist man sich einig, dass das Böse immer aus dem Ausland kommt: Verschwörungstheorien in aller Welt.
Steffen Wurzel in Shanghai:
"Verschwörungstheorien spielen in China eine große Rolle. Wenn man sich die Verschwörungstheorien anschaut, die mit der Coronakrise zu tun haben, gibt es eine Sache, die einer der Sprecher des chinesischen Außenministeriums tatsächlich auf seinem Twitter-Account mehrfach behauptet hat: Dass dieses Coronavirus aus den USA gekommen sei. Dass es in Wuhan, wo es Ende vergangenen Jahres eine Art Sportveranstaltung gab - Militärs aller Welt durften dort mitmachen - eine amerikanische Sportdelegation zu diesen Militärweltspielen getragen hat. Oder: Wenn zum Beispiel eine Müllverbrennungsanlage gebaut werden soll, dann kursieren sofort die wildesten Verschwörungstheorien über Social Media, wo dann gewarnt wird, welche Giftstoffe da austreten. Das ist ein Grund, warum die chinesische Führung knallhart bei der Internetzensur ist. Solche Verschwörungstheorien werden ganz knallhart gekillt, damit sich das nicht verbreitet."
Katrin Senz in Istanbul:
"Beim Coronavirus habe ich jetzt aktuell nicht so viel mitgekriegt. Im Moment versucht man eher wieder der türkischen Opposition neue Putschpläne zu unterstellen. Vor allem wenn es um Finanzen und wirtschaftliche Probleme geht, macht man die USA dafür verantwortlich, dass die der Türkei schaden möchten. Aber insgesamt will das Ausland der Türkei eigentlich immer etwas Böses, das hört man wirklich teilweise von Politikern und auch von ganz normalen Leuten. Auch beispielsweise als Journalist, die man uns als Spione bezeichnet. Dann denkt man: Wie kommen die denn darauf, dass ich Spionin sei?"
Jana Genth in Johannesburg:
"Südafrika hat den totalen Reiz, dass die ganzen Verschwörungstheorien alle gegen die Regierung gehen. Jetzt gerade kursiert wieder eine neue Verschwörungstheorie wegen der Zigarettenindustrie. In Südafrika darf man seit dem 26. März keine Zigaretten mehr kaufen. Deswegen blüht natürlich der Schwarzmarkt extrem, und die größte Zigarettenfirma gehört wiederum zufällig dem Sohn einer Ministerin. Diese Firma profitiert natürlich von diesem Zigarettenverkaufsverbot."
Silke Dietrich in Neu Delhi:
"Es gibt in Indien definitiv viele Verschwörungstheorien, viele Fake News. Gerade am Anfang der Coronakrise gab es einen Hashtag in Indien, der wie ein Lauffeuer auf sämtlichen Seiten erschienen ist und der hieß Corona-Dschihad. In Neu Delhi hat es vor der Coronakrise ein ziemlich großes Treffen von Muslimen aus aller Welt gegeben. Daraus haben dann nationalistische Hindus gemacht, dass sie sich bewusst zusammengetan hätten, um Corona zu bekommen und dann Indien mit Corona infizieren wollten."
Anne-Katrin Mellmann Mexiko:
"Verschwörungstheoretiker haben in Mexiko sehr großen Zulauf bekommen. Auch hier ist im Moment die Idee sehr populär, dass es ja eigentlich Politiker waren, die das Coronavirus erfunden haben. Zum Einen gibt es hier diese Männer, die mit großen Sprühpistolen angeblich die Bürgersteige desinfizieren. Tatsächlich glauben viele Leute, dass es darum geht, das Virus zu versprühen. Deswegen wurden solche Sprühtrupps auch schon angegriffen. Eine andere Variante ist, dass dieses Virus per Hubschrauber versprüht wird, oder in einigen Orten die Polizei das Virus in die Brunnenbringt bringt, um somit das Trinkwasser zu vergiften."

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