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Schrebergärten

03:35 Minuten
Der deutsche Stadtmensch liebt seinen Schrebergarten.
Schrebergarten: In Deutschland gilt dieser als Hort der Ruhe. © dpa / picture alliance / Antonio Pisacreta
Von Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt · 13.03.2020
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Im Schrebergarten zu arbeiten - das ist die beliebteste Freizeittätigkeit in Tschechien, in Russland ist die Datsche ein Heiligtum. In Indien ist das Schrebergarten-Konzept kaum verbreitet - und in Mexiko-Stadt pflanzt man inzwischen vertikal.
Silke Dietrich aus Neu Dehli:
"Das Konzept von Schrebergärten gibt es nicht in Indien. Hier ist dieses Gärtnerkonzept nicht soweit verbreitet. Wenn jemand einen Garten hat, dann gehört er mit zum Haus. Aber der Hausbesitzer würde im allerallerseltensten Fall selber raus in den Garten gehen. Dafür gibt es dann Gärtner, und die hält man sich gerne. Ich hab noch nie so viele Hausangestellte gesehen in einem Land wie hier in Indien."
Anne-Katrin Mellmann aus Mexiko:
"In Mexiko sind Schrebergärten völlig unbekannt. Ich hab auch große Schwierigkeiten, das ins Spanische zu übersetzen und den mexikanischen Freunden zu erklären, was ein Schrebergarten überhaupt ist. Urban gardening ist in den letzten Jahren in Mexiko immer populärer geworden. Ganz oft haben die Leute hier ja Dachterrassen. Auch in Mexiko-Stadt - und auf diesen Dachterrassen sehe ich immer mehr große Töpfe, in denen Salatköpfe gedeihen oder so Tomatenpflanzen. Es gibt immer mehr vertikale Gärten.

Während wir hier sprechen, wird der vertikale Garten bei mir gegenüber gerade gepflegt vom vertikalen Gärtner. Der hängt da in einer Holzschaukel, das sieht wirklich sehr abenteuerlich aus, und schneidet da die Pflänzchen. Wenn die Leute Wochenenddomizile haben, dann haben sie richtig große. Dann gehört das in Bevölkerungsschichten, die sich das leisten können. Da wurden dann sehr, sehr große Anwesen gebaut für die Wochenenden. Nicht so was kleines Bescheidenes wie die Schrebergärten in Deutschland mit ihren 30 Quadratmetern, sondern hier wird richtig geklotzt."
Peter Lange aus Prag:
"Wenn wir jetzt mal Schreber weglassen - solche Gärten hat fast jede tschechische Familie. Das Arbeiten in den Gärten ist die beliebteste Freizeittätigkeit und die Leidenschaft vieler Tschechen. Jetzt gibt es nicht nur Obstbäume und Gemüse, es gibt diese schönen Gärten mit Blumen. Was es wohl nicht gibt: diese Kleingärtnersatzungen, die es bei uns gibt. Weil man weiß, dass die Tschechen Freitagnachmittag aufs Land fahren und erst Sonntag wiederkommen, finden hier die Wahlen immer schon ab Freitagmittag statt."
Jana Genth aus Johannesburg:
"Südafrika muss man sich so vorstellen: Jedes Haus hat auch ein schönes Grundstück. Dass man jetzt rausfahren würde, um in den Schrebergarten zu gehen, so was gibt es in Südafrika gar nicht. Nach Feierabend sitzen die Südafrikaner wirklich ganz, ganz oft im Garten oder auf ihrer Veranda und trinken gemütlich was mit der Familie. Den Garten nutzt man dann natürlich, wenn da ein Avocadobaum steht oder ein Orangenbaum. Was da wächst, das erntet man dann auch."
Thielko Grieß aus Moskau:
"Der Schrebergarten heißt in Russland Datsche. Und die Datsche ist das Heiligtum der meisten Russen. Ich kenne eigentlich keine russische Familie, die nicht außerhalb der Stadtmauern eine Datsche hat. Das sind gar nicht mal so ganz kleine Hüttchen. Die gibt es auch, ganz einfache, wenn man da nicht soviel Arbeit reinstecken will. Aber es gibt ja inzwischen auch richtige Häuser. Manchmal sogar kleine Schlösser mit Türmchen und Verzierungen. Meine Vermieterin zum Beispiel ist im Sommer immer kaum zu erreichen, weil sie den Sommer auf der Datscha verbringt."

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