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Rente

03:49 Minuten
Türkische Rentner sitzen vor einem Haus in Ayvalik.
Türkische Rentner: Wer in Deutschland gearbeitet hat, kann sich viel leisten. © picture alliance / imageBROKER / F. Schneider
Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt · 21.08.2020
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In Singapur gibt es viele alte Taxifahrer, weil die Rente nicht reicht. Türken, die in Deutschland gearbeitet haben, führen als Rentner ein gutes Leben in Istanbul. Das spanische Rentensystem steht vor dem Kollaps. Und in Argentinien müssen Rentner auf nichts verzichten.
Ivo Marusczyk in Buenos Aires:
"Die Rente ist in Argentinien gerade wieder ein riesiges Thema. Die einen sagen, sie reicht nicht zum Leben. Die anderen sagen, die überzogenen Rentenansprüche machen uns den Haushalt kaputt. Viele Argentinier gehen mit Bezügen von 80 oder 90 Prozent oder sogar noch mehr in Rente. Das heißt, die bekommen auch als Rentner immer noch genau so viel, wie sie zuletzt verdient haben. Das ist klar, dass das jede Rentenkasse in Schieflage bringt. Das ist jetzt ein zunehmendes Problem. Wenn man da versucht, an die Privilegien der Rentner heranzugehen, gibt es wirklich wütende Proteste."
Lena Bodewein in Singapur:
"Die Singapurer haben tatsächlich ein verpflichtendes staatliches Rentensystem - und zwar genau eins. Und da müssen alle einzahlen. Es gibt in Singapur tatsächlich so etwas wie Altersarmut. Man sieht das ganz oft, wenn man selber gerade essen ist in einer dieser öffentlichen Garküchen. Dann kommt oft eine gebeugte Omi entlang und verkauft einem Taschentücher. Man darf nämlich in Singapur nicht betteln, sondern muss immer eine Leistung erbringen. Es gibt auch ganz viele alte Taxifahrer oder alte Straßenkehrer. Es gibt viele, die einfach noch lange arbeiten müssen, weil ihre Rente nicht reicht."
Oliver Neuroth in Madrid:
"Die Rente ist in Spanien ein schwieriges Thema. Mit 67 geht der Spanier normalerweise in Rente. Doch die spanische Rente ist wirklich nicht hoch. Spanien ist auch ein Land, in dem es vergleichsweise wenige junge Menschen gibt. Die Spanier bekommen relativ wenige Kinder. Und das heißt, es gibt viele alte Leute und wenige junge Leute, die das Rentensystem am Leben halten. Immer wieder geistern durch die Medien Schlagezeilen wie: "Spanisches Rentensystem vor dem Kollaps". Tatsächlich ist die gesetzliche Rente eine Wackelgeschichte in Spanien und kurz vor der Implosion."
Karin Senz in Istanbul:
"Es gibt in der Türkei ganz klar eine Rente. Die wurde 1949 eingeführt. Viele Türken konnten nach 25 Jahren in Rente gehen. Das heißt: Viele sind schon mit Mitte, Ende 40 in Rente gegangen. Das wurde erst 1999 geändert. Jetzt ist es so, dass das Rentenalter auf 60 erhöht wurde, bei den Männern. Bei Frauen 58. Wir erleben ja, dass viele Türken, die in Deutschland gelebt und gearbeitet haben, zur Rente wieder in die Türkei gehen, weil sie sich hier in der Regel ein sehr gutes Leben leisten können mit der deutschen Rente. In der Regel haben sie sich ein Haus zusammengespart oder eine Wohnung in Istanbul."
Axel Dorloff in Peking:
"Es gibt keine Mindestrente, die für ganz China gelten würde. Auch das Renteneintrittsalter ist in China ja schon unterschiedlich. Bei Frauen dürfen diejenigen, die aus Arbeiterberufen kommen, früher in Rente gehen als diejenigen mit einem Hochschulabschluss. Also schon im Alter von 50 Jahren. Deshalb gibt es auch in China viele ganz junge Rentnerinnen. Die trifft man dann im Park beim Sportmachen, beim Tanzen, beim Singen. Das ist noch einmal so ein komplett eigener Lebensabschnitt in China. Das nehme ich hier sehr stark wahr. Hochschulabsolventinnen dagegen dürfen erst mit 60 in Rente."

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