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Bienen

03:53 Minuten
Eine Biene sammelt Blütenstaub aus einer Mandelblüte.
Eine Biene beim Sammeln von Blütenstaub: Ihr verdanken wir den süßen Honig. © picture alliance / dpa / Annette Riedl
Von Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt · 22.05.2020
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Für kalifornische Mandelbauern werden sie aus Florida geholt. In Prag ist die Stadtimkerei populär. In Frankreich genießen Bienen den besten Schutz. Und in Neu Dehli werden wilde Bienen bestohlen.
Nicole Markwald in Los Angeles:
"In Kalifornien sind Bienen ein Riesenthema. Hier ist völlig klar: Die Bienen sind unersetzlich. Weil Kalifornien etwa 80 Prozent aller Mandeln in den USA produziert. Man braucht dazu so viele Bienen, wie Kalifornien selbst gar nicht hat. Deshalb sind kalifornische Mandelbauern darauf angewiesen, dass Bienen aus dem Rest des Landes hierher gebracht werden. Das führt zu Auswüchsen dergestalt, dass Imker in Florida ihre Bienen durchs ganze Land schicken. Es gibt dann Trucks, die durchs Land fahren - mit diesen armen Bienen hinten drauf."
Silke Dietrich in Neu Delhi:
"In Neu Delhi gibt es unglaublich viele Bienenstöcke von wilden Bienen in den Bäumen. Es gibt Leute, die die Bäume hochklettern und die Nester ausrauben. Selbst in dieser Megametropole Neu Delhi. Da gehen die Verkäufer mit dem wilden Honig von Tür zu Tür. Den haben sie definitiv aus den Bäumen geklaut. Letztens habe ich gelernt, dass Elefanten unglaubliche Angst vor Bienen haben. Das Problem ist, dass viele Elefanten von Zügen überfahren werden. Bevor ein Zug einfährt, dröhnt deswegen aus großen Lautsprechern ein wahnsinnig lautes Bienensummen. Die Elefanten sind dann komplett auf dem Rückmarsch. Dann fährt der Zug durch. Dann hören die wieder auf mit dem Bienensummen, und dann können die Elefanten in Ruhe über die Gleise gehen."
Linda Staude in Nairobi:
"Das Bienensterben in Europa wird ja weitgehend auf den Einsatz von Pestiziden zurückgeführt. Die Situation in Kenia ist insofern eine andere, weil die meisten hier sich überhaupt keine Pestizide leisten können. Die Kenianer sind praktische Menschen. Die sehen vieles unter dem Aspekt: Bringt mir die Biene einen persönlichen Vorteil? Es gibt eine große Kampagne unter der Überschrift: Werdet Bienenzüchter, verdient Geld. Zurzeit machen das aber noch sehr wenige. Insofern gibt es da noch großes Wachstumspotenzial unter der Überschrift: Nicht 'rettet die Bienen', sondern 'beutet die Bienen aus'!"
Jürgen König in Paris:
"Französische Bienen werden so gut geschützt wie in ganz Europa nicht. Gleich fünf Pestizide, die als Bienenkiller gelten, wurden von der französischen Regierung verboten. Es gibt allerdings Hintertürchen bei diesen Gesetzen, sodass der Bienenkillerteufel im französischen Detail steckt. Aber trotzdem: Frankreich kann für sich beanspruchen, eine EU-weite Vorreiterrolle einzunehmen."
Peter Lange in Prag:
"Die Bienen haben einen großen Stellenwert in Tschechien. Das sieht man auch daran, dass das Markenzeichen der altehrwürdigen tschechischen Sparkasse von 1825 eine Biene ist. Die Stadtimkerei wird immer populärer. Hier in Prag sind es etwa fünfhundert Leute, die Bienen halten. Das hat auch damit zu tun – was wir aus Deutschland kennen – dass die biologische Vielfalt inzwischen auf dem Land geringer ist als in der Stadt. Außerdem ist der Honig in der Stadt gesünder, weil weniger Pestizide darin vorkommen im Vergleich zu dem Honig, der auf dem Land hergestellt wird."

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