Koran, Scharia und Gangster-Rap

Nelly rappt in Saudi Arabien

US-Rapper Nelly bei einem Konzert im Mai 2017
US-Rapper Nelly bei einem Konzert im Mai 2017 © dpa/picture alliance
Cornelia Wegerhoff im Gespräch mit Andreas Müller · 13.12.2017
Sex, Drogen, Alkohol – davon handeln die Songs des Rappers Nelly vornehmlich. Der US-Star ist alles andere als ein Moralapostel. Jetzt tritt der dreifache Grammy-Gewinner im frommen saudischen Königreich auf – allerdings nur vor Männern.
"Dschidda gilt als die weltoffenste, liberalste Stadt in Saudi Arabien" erklärt die Kulturkorrespondentin für den Nahen Osten, Cornelia Wegerhoff. "Aber "liberal" ist natürlich ein dehnbarer Begriff und endet genau da, wo die streng islamischen Sittenwächter in Saudi Arabien gegebenenfalls auch Verhaftungen vornehmen."
Festnahmen sollte es morgen Abend jedoch keine geben. Das Konzert wird vom Generalautoriat für Entertainment, der obersten Behörde, die im islamischen Königreich für Unterhaltung zuständig ist, unterstützt.

Frauen müssen draußen bleiben

Trotzdem haben die saudischen Behörden vorgesorgt: Die strikte Geschlechtertrennung gilt nicht nur in den Moscheen, sondern auch in der Schule, an der Uni, in Geschäften oder Restaurants. Und auch beim Nelly- Konzert müssen Frauen draußen bleiben.
Immerhin gibt es einen Ausgleich: Am vergangenen Freitag ist in Riad die libanesische Sängerin Hiba Tawaji aufgetreten. Sie ist damit die erste Frau, die in Saudi Arabien ein Konzert geben durfte. In einem Interview sagte die Sängerin später, sie freue sich, "dass die saudi-arabischen Frauen nun ihre Rechte" bekämen und sie "ein Teil der kulturellen Entwicklung" sein darf.

Saudi-Arabien im Wandel?

Und es gibt tatsächlich eine Entwicklung. Der 32 Jahre alte Kronprinz Mohamed Bin Salman will den ultrakonservativen Staat Saudi Arabien modernisieren. Dazu hat er "Vision 2030" entworfen. Zu dem Vorhaben gehört unter anderem, dass Frauen ab 2018 Auto fahren dürfen. Zudem hat er 2,7 Milliarden Dollar für den Aufbau der Unterhaltungsindustrie bereitgestellt, so sollen im kommenden Jahr wieder Kinos in Saudi Arabien eröffnet werden.
Nelly ist zwar nicht der erste amerikanische Künstler, der in Saudi Arabien auftritt, doch Konzerte sind sehr selten. Eine lebendige Musikszene gibt es dennoch:
"Die Saudis kleben an der amerikanischen Popkultur", so Wegerhoff. "Sie haben sogar eine eigene kleine Hiphop-Szene. Und Dschidda ist dort tatsächlich die Hiphop-Metropole. Öffentliche Auftritte gibt es aber so gut wie nie. Man nutzt YouTube oder veranstaltet private Partys."
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