Korallensterben

Rettung durch Transplantation?

Das Great Barrier Reef in Australien.
Könnte es bald überall am Great Barrier Reef wieder so bunt aussehen? Reinhold Leinfelder warnt vor zu hohen Erwartungen. © dpa / picture alliance / James Cook University
Reinhold Leinfelder im Gespräch mit Dieter Kassel · 28.11.2017
In Australien ist es Forschern gelungen, Korallenlaich zu transplantieren: An beschädigten Riffen bildeten sich wieder junge Korallen. Der Geologe Reinhold Leinfelder erklärt, wann diese Methode erfolgreich sein kann - und wann nicht.
Das Great Barrier Reef vor Australien ist Weltnaturerbe, doch in großen Teilen durch Klimawandel, Tourismus und intensive Fischerei tot und ausgeblichen. Hoffnung verspricht die Methode des Transplantierens, wie sie Wissenschaftler jetzt durchgeführt haben: Sie schöpften Korallenlaich ab, brachten ihn ins Labor, warteten, bis junge Larven schlüpften und setzten diese an Riffen aus. Das helfe allerdings nur bei vorübergehender Schädigung, so Reinhold Leinfelder - etwa durch einen Hurrikan oder Dynamitfischerei.
Prof. Dr. Reinhold Leinfelder ist Geologe und Geobiologe. Er forscht und lehrt in der AG Geobiologie und Anthropozänforschung an der Freien Universität Berlin.
Prof. Dr. Reinhold Leinfelder ist Geologe und Geobiologe. Er forscht und lehrt in der AG Geobiologie und Anthropozänforschung an der Freien Universität Berlin. © Leinfelder privat

Dauerstress in den Korallenriffen

"Wir haben Dauerstress in den Korallenriffen - das ist das Problem", so der Geologe, der an der FU Berlin lehrt. Dieser Dauerstress entstehe durch den hohen CO2-Wert, der die Meere versauern und zu warm werden lasse. "An den müssen wir rangehen, sonst sind die Korallenriffe total verloren. Wir müssen aber auch lokale Schädigungen wie Überdüngung und extreme Überfischung abstellen." Die dritte Säule sei die "assistierte Erholung", die aber nur funktionieren könne, "wenn wir global und regional an die Hauptstressoren herangehen".
Nach Darstellung des Geologen sind Korallen immens wichtig: "Zigtausende" tropischer Küsten würden durch sie geschützt. Ein Viertel des globalen Fischfangs sei von Riffen abhängig, weil diese auch "Kinderstube" seien. Nicht zuletzt komme die "blaue Medizin": Medikamente aus den Riffen würden gegen Krebs und Aids helfen. Nicht zuletzt der Tourismus: Ohne Riffe gäbe es keine Lagunen und weißen Sandstrände, so Leinfelder.
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