Konzert zum Kriegsende vor 70 Jahren

Ehrfurcht und Andacht

Zum ersten Mal seit 1991: 100.000 Menschen am 1. Mai auf dem Roten Platz in Moskau
Der Rote Platz in Moskau © picture-alliance / dpa / Yuri Kochetkov
05.05.2015
Es ist ein schwieriges Gedenken - trotz aller neuen Kriege in Europa wagen die Osnabrücker und die Wolgograder Sinfoniker ein gemeinsames Erinnern. Zusammen spielen sie eine Uraufführung des deutschen Komponisten Jens Joneleit und die Siebente Sinfonie von Dmitrij Schostakowitsch.
Die Idee der Siebten von Schostakowitsch ist der Triumph der humanistischen Kräfte, der Vernunft und Kultur – sie ist in den Tagen des "heroischen Widerstandes" gegen die Aggression Deutschlands und der Belagerung seiner Heimatstadt Leningrad entstanden. Die "Leningrader" ist eine "Sinfonie der allesbesiegenden Tapferkeit" – Schostakowitsch hat in ihr der Opfer des deutschen Überfalls gedacht, hatte dabei wohl aber auch Stalins Opfer im Hinterkopf:
"Ich wollte ein Werk über unsere Tage, unser Leben, unsere Menschen schaffen. Unserem Kampf gegen den Faschismus, unserem künftigen Sieg über die Feinde, meiner Heimatstadt Leningrad widmete ich meine siebente Sinfonie!"
Der Berliner Komponist Jens Joneleit hat für das Orchesterprojekt der Osnabrücker und Wolgograder Sinfoniker zum 70. Jahrestag des europäischen Weltkriegsendes ein neues Werk geschaffen, das er auch allen Opfern des Zweiten Weltkrieges widmet.
Ein Konzert mit Hindernissen - Gespräch mit Musikredakteur Stefan Lang:
Der Impuls dazu geht von Osnabrück aus. Schon 2013 hat die partnerschaftliche Kooperation begonnen, damals reiste das Osnabrücker Sinfonieorchester anlässlich des 70. Jahrestages der Schlacht um Stalingrad nach Wolgograd. Das war damals ein Projekt im Rahmen des Deutschlandjahres in Russland unter der Devise "Gemeinsam die Zukunft gestalten".
"Unsere letzte ebenso bereichernde wie erfolgreiche Reise hat uns angespornt, den im gemeinsamen Musizieren und Gedenken begonnenen Dialog weiterzuführen!"
Das merkt der Intendant des Theaters Osnabrück, Ralf Waldschmidt an. Schon im März hat es Konzerte zum gleichen Thema in Osnabrück gegeben. Nun der gemeinsame Auftritt am 5. Mai in Moskau. Im Anschluss reisen beide Orchester weiter nach Kiew und Minsk. Und dazwischen liegt wieder ein kriegerisches Gebiet.
"Wir glauben an die Kraft der Musik – das ist unsere Chance...wir wollen gerade jetzt ein deutliches Zeichen für internationale Zusammenarbeit und gelebte Völkerverständigung setzen. Wir werden dabei nicht vergessen, dass die derzeitigen deutsch-russischen und russisch-europäischen Beziehungen angespannt sind und ein hohes Maß an Sensibilität verlangen!"
In höchst sensibler Mission sind die Osnabrücker unterwegs. Sie tragen das Motto ihrer Stadt mit sich - Osnabrück, Friedensstadt.
Russland und der 70. Jahrestag des Kriegsendes - Gespräch mit der Moskau-Korrespondentin Gesine Dornblüth:
Moskauer Philharmonie
Aufzeichnung vom Nachmittag des 5. Mai 2015
70 Jahre Kriegsende
Jens Joneleit
"Ehrfurcht – Andacht – den Opfern des Krieges" (Uraufführung)
Dmitrij Schostakowitsch
Sinfonie Nr. 7 C-Dur op. 60 "Leningrader"
Osnabrücker Symphonieorchester
Wolgograder Akademisches Sinfonieorchester
Leitung: Alexander Polyanichko (Schostakowitsch), Andreas Hotz (Joneleit)