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Ein Panzer ist kein PKW

Von Ludger Fittkau · 18.03.2014
Die US-Army baut ihr Truppenkontingent rund um Kaiserslautern weiter ab. Deutsche Zivilbeschäftigte müssen sich einen neuen Job suchen. Gar nicht so einfach für jemanden, der seit 20 Jahren an Panzern herumschraubt.
Thomas Wisnewski arbeitet im Kaiserslautern Army Depot. Dort warten auch 150 deutsche Mechaniker US-Panzer. Weil Kaiserslautern - oder K-Town, wie die US-Soldaten die Stadt in der Pfalz nennen, ein großer Standort des US-Heeres ist.
Doch zwei Brigaden – rund 6000 Mann – sind abgezogen. Mit ihnen verschwinden jetzt viele Jobs für die deutschen Zivilbeschäftigten. Mechaniker drängen auf den Arbeitsmarkt der Westpfalz. Doch einen Panzer zu warten ist etwas anderes, als einen zivilen PKW zu reparieren, betont Thomas Wisnewski:
"Das heißt, die Leute müssen dann wieder anders qualifiziert werden. Das ist das Problem. Die Leute sind auf Militärfahrzeuge spezialisiert. Und ein Panzer steht nicht irgendwo in einer KFZ- Werkstatt. Oder große Militärfahrzeuge. Und deswegen sind wir dafür, dass Module geschaffen werden, wo die Leute speziell qualifiziert werden, um wieder ins deutsche Arbeitsleben einzutreten als KFZ- Mechaniker."
Zu alt für den deutschen Arbeitsmarkt?
Zusätzliches Problem: Viele der deutschen Zivilbeschäftigten der US-Army sind schon 55 Jahre und älter. Für diese Gruppe ist es besonders schwierig, eine Nachfolgebeschäftigung auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu finden, weiß Gewerkschaftssekretärin Pia Müller. Sie ist bei Verdi für die Streitkräfte in Rheinland-Pfalz zuständig:
"Die Situation ist deswegen besonders schwierig, weil die meisten Menschen, die bei den Amerikanern beschäftigt sind, zum Teil schon über 20 Jahre dort beschäftigt sind. Den meisten fehlen aber auch noch ein paar Jahre bis zur Rente. Das heißt, wir werden viele Menschen auf den Arbeitsmarkt bekommen, die generell auf den Arbeitsmarkt nicht so gewünscht sind."
Dabei habe sich die Lage auf dem lange ausgedünnten Arbeitsmarkt der strukturschwachen Westpfalz in den letzten Jahren deutlich entspannt, sagt Alexander Schweitzer, der sozialdemokratische Arbeits- und Sozialminister von Rheinland-Pfalz:
"Ich sehe in der Westpfalz viele Chancen, der Arbeitsmarkt gibt da durchaus was her. Wir haben in vielen Bereichen der Produktion und des Gewerblichen insgesamt offene Stellen. Insbesondere im Elektrik- und Elektronik-Handwerk. Aber auch im verarbeitenden und im produzierenden Gewerbe. Was die KFZ-Branche angeht, sehe ich da Potenziale. Ich sehe da zunächst mal gar nicht schwarz. Es geht darum, die jetzt auf den Arbeitsmarkt eintretenden Personen so zu qualifizieren, dass sie auch in die Jobs passen, die offen sind."
US-Armee soll Beschäftigte freistellen zur Weiterbildung
Doch um auch im Vorfeld der drohenden Arbeitslosigkeit schon an Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen zu können, müssten die Mechaniker zumindest schon teilweise von ihrer Arbeit freigestellt werden. Darüber verhandeln jetzt die Gewerkschaft Verdi und das rheinland-pfälzische Arbeitsministerium mit den US-Amerikanern.
Auch wenn die Arbeitsagentur und das Land Rheinland-Pfalz Mittel für die Qualifizierung anbieten, sieht Arbeitsminister Alexander Schweizer die US-Army etwa da in der Pflicht, wo es um Freistellungen ihrer Zivilbeschäftigten zur Teilnahme an den Maßnahmen geht:
"Der Arbeitgeber selbst, die Amerikaner, müssen was auf den Tisch des Hauses legen. Sie sind in einer sozialen Verantwortung für die Beschäftigten und aus der möchte ich sie nicht entlassen."
Zumal die Panzerkasernen in Kaiserslautern nicht die einzigen US-Standorte sind, wo zur Zeit Leute ihre Jobs verlieren. Auch am rund 50 Kilometer entfernten US-Standort Baumholder im Pfälzer Bergland werden Zivilbeschäftigte entlassen. Pia Müller von Verdi hofft, dass man bei einem Runden Tisch in Kaiserslautern auch Baumholder in Qualifizierungspläne einschließen kann:
"Das ist ja noch mal eine strukturschwächere Region als Kaiserslautern selber. Wir werden ja in Kaiserslautern einen Runden Tisch haben und wir werden gucken, die Leute aus Baumholder einzubeziehen oder eben einen eigenen Runden Tisch einrichten für Baumholder."
Klar ist: Panzer reparieren hat in Rheinland-Pfalz keine Zukunft. Das ist ja nicht nur eine schlechte Nachricht.