Konfliktfrei vererben und erben

01.12.2012
Bis zum Jahr 2020 werden rund 7,7 Millionen Menschen in Deutschland eine Erbschaft antreten - und häufig dürfte es dabei zu Konflikten kommen. Wie sich Familiendramen um den Nachlass vermeiden lassen und was man beim Aufsetzen eines Testaments beachten sollte, diskutieren wir mit dem Juristen Klaus Michael Groll.
Noch nie wurde so viel vererbt wie heute: Bis zum Jahr 2020 werden rund 7,7 Millionen Menschen eine Erbschaft antreten. 2,6 Billionen Euro werden den Besitzer wechseln, so eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge. Doch nur jeder vierte Bundesbürger hat seinen letzten Willen in einem Testament festgelegt. Der Zoff in der Familie ist programmiert - jede sechste Erbschaft führt zu Streit.

"Beim Erben zeigt sich der Charakter der Menschen", sagt der Jurist Klaus Michael Groll. Der Gründungs- und Ehrenpräsident des Deutschen Forums für Erbrecht ist einer der bekanntesten Erbrechtler Deutschlands. Nach fast 40 Berufsjahren kennt er die Dramen rund um den Nachlass: "In der Regel sind Erbstreitereien unter Geschwistern wesentlich brutaler als Scheidungsdramen."

Seine Erfahrung: "90 Prozent der letztwilligen Verfügungen sind unklar, unvernünftig oder gar unwirksam." Ein Testament müsse gut durchdacht sein, seine Beratung gleiche daher oft der eines Psychologen: "Ich muss hineinhören in die Ehe, in die Beziehung zu den Kindern, in die Beziehung zu den Schwiegerkindern. Viele wissen ja gar nicht, welche Gestaltungsmöglichkeiten und Modelle es gibt. Ein Testament ist immer wie ein Maßanzug für diesen Menschen, für diese Ehe, für diese Familie."
Dazu gehörten immer auch die Fragen: Wie kann man Streitereien in einer Erbengemeinschaft vermeiden? Wo liegen die Tücken beim Pflichtteil? Gibt es Möglichkeiten, Schwiegerkinder vom Erbe auszuschließen? Welche Steuerfallen sind zu beachten?

Ein kluges Testament verfolge letztlich fünf Ziele: "Gerechtigkeit üben, juristische Klarheit schaffen, das Vermögen schützen, Steuern sparen, Frieden stiften." Seine Mahnung: "Kein Testament aufzusetzen, ist lieblos. Die Haltung ´Nach mir die Sintflut` ist ein Akt der Kulturlosigkeit gegenüber den Nachkommen. Es kann einem doch nicht gleichgültig sein, ob das sauer verdiente Geld vor Gericht verbraten wird."

"Konfliktfrei vererben und erben"
Darüber diskutiert Dieter Kassel heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit dem Juristen Klaus Michael Groll. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.

Informationen im Internet
Deutsches Forum für Erbrecht e.V.

Literaturhinweis:
Prof. Dr. Klaus Michael Groll: "Vererben mit Sinn und Verstand", 8. verbesserte Auflage, 2010. Zu beziehen über Deutsches Forum für Erbrecht e. V., Prannerstraße 6, 80333 München