Komponistenporträt Brett Dean

Nachdenken über einen Mörder

Das Staatstheater Mainz, 2013
Das Staatstheater Mainz, 2013 © picture alliance / dpa / Fredrik von Erichsen
06.07.2017
Carlo Gesualdo war Adliger, religiöser Ekstatiker, Eifersuchtsmöder – und vor allem ein großartiger Komponist. Brett Deans Komposition "Carlo" versucht sich ihm aus dem Abstand von 400 Jahren zu nähern.
Der Australier bedient sich dabei auch elektronischer Zuspiele, die zum Beispiel ferne Frauenstimmen assoziieren: als quälende Erscheinung der untreuen Geliebten? Oder vielleicht doch eher als erlösender Engelsgesang? - In jedem Falle sind Deans Klänge, so modern sie sich in ihrer Technologie darstellen, ausgesprochen sinnlich und werden wohl nicht zuletzt deshalb von Kritikern wie Publikum gleich gern an- und aufgenommen. Das gilt auch für sein Bratschenkonzert, dessen Solopart er in Mainz selbst präsentiert – mit Sicherheit nicht nur deshalb perfekt, weil er jede Note von ihrer Geburt an kennt, sondern auch, weil die Viola, noch vor dem Komponieren, sein erstes Betätigungsfeld war: unter anderem spielte er 15 Jahre lang in der Streichergruppe der Berliner Philharmoniker.
Beide Werke formieren, flankiert von weiteren Veranstaltungen im Umfeld, ein kleines Komponistenporträt – nicht das erste in den Spielplänen des Philharmonischen Staatsorchesters Mainz. An diesem Abend setzen zwei populäre Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy den Kontrapunkt dazu: eine respektvoll-vergnügliche Konkurrenz zwischen Alt und Neu – vielleicht sogar eine freundschaftliche Umarmung?


Felix Mendelssohn Bartholdy
"Meeresstille und glückliche Fahrt", Konzertouvertüre op. 27
Brett Dean
Konzert für Viola und Orchester
Brett Dean
"Carlo", Music for Strings and Sampler
Felix Mendelssohn Bartholdy
Sinfonie Nr. 4 A-Dur op. 90 "Italienische"


Brett Dean, Viola
Philharmonisches Staatsorchester Mainz
Leitung: Hermann Bäumer