Klimakonferenz in Paris

"Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzen"

Für besseren Klimaschutz demonstrieren drei als Schlümpfe verkleidete australische Kinder am 29. November 2015 in Sydney.
Für besseren Klimaschutz demonstrieren drei als Schlümpfe verkleidete australische Kinder am 29. November 2015 in Sydney. © dpa / picture alliance / Frank Walker
Christiane Hildebrandt im Gespräch mit Axel Flemming · 29.11.2015
Ein "gerechtes Abkommen" bei der Klimakonferenz fordert die Klima-Allianz Deutschland. Deren Referentin Christiane Hildebrandt kritisiert die angebliche Klimakanzlerin Merkel als zu nachgiebig gegenüber der Industrie: "Da sieht es im Bereich der Kohle noch sehr mau aus."
Ausschnitt aus dem Interview:
Axel Flemming: Einen Tag vor dem Weltklimagipfel in Paris demonstrieren Aktivisten weltweit für mehr Umweltschutz. Zum Auftakt des Aktionstags gingen in Neuseeland und Australien schon zehntausende Menschen auf die Straßen. Zu einer Großdemonstration, die zur Stunde in Berlin beginnt, sind nach Polizeiangaben 15.000 Teilnehmer angemeldet. Der sogenannte Global Climate March wird von mehreren Verbänden organisiert, zum Beispiel Greenpeace, der Naturschutzbund und die Umweltstiftung WWF ist dabei; aber neben den Umweltschutzorganisationen auch Kirchen, Entwicklungsorganisationen, Gewerkschaften, Verbraucherschutzorganisationen und sogar Wirtschaftsverbände.
Mehr als 100 Organisationen haben sich in der Klima-Allianz Deutschland zusammengeschlossen. Deren Referentin für internationale Klimapolitik Christiane Hildebrandt begrüße ich hier im Studio, guten Tag. Morgen beginnt in Paris die UN-Klimakonferenz, welches Signal wollen Sie heute schon an die Staats- und Regierungschefs schicken?
Christiane Hildebrandt: Es ist natürlich ganz besonders wichtig, das ist keine neue Information, dass wir in Paris ein globales verbindliches Klimaabkommen verabschieden wollen oder verabschieden müssen vielmehr. Nicht nur global verbindlich, es muss auch ein gerechtes Abkommen sein, das die Erderwärmung bis 2100 auf maximal zwei Grad begrenzt. Wir fordern eigentlich, dass es 1,5 Grad sein müssten, so wie es auch über 100 Entwicklungsländer fordern weltweit.
Auch in Frankfurt / Main wurde für Klimaschutz demonstriert.
Auch in Frankfurt / Main wurde für Klimaschutz demonstriert.© dpa / picture alliance / Frank Rumpenhorst
"Unsere
Umweltministerin ist eine wichtige Stimme für den Klimaschutz"
Axel Flemming: Schauen wir mal auf Deutschland, wir sind mitten in der Energiewende, der Ausstieg aus der Atomkraft ist beschlossen, der Ausstieg aus der Kohleverbrennung aber noch nicht so richtig. Ein großes, das größte Problem?
Christiane Hildebrandt: Definitiv das größte Problem, ja. Kohle oder die fossilen Brennstoffe weltweit machen den größten Anteil an Treibhausgasemissionen aus. Das ist natürlich auch in Deutschland so, Deutschland ist ein führendes Kohleland. Angela Merkel namentlich, die Klimakanzlerin, was sie auf internationalem Parkett natürlich auch ist, muss sich auch national daran messen lassen, und da sieht es im Bereich der Kohle noch sehr mau aus.
Axel Flemming: Der Zug, in dem Bundesumweltministerin Barbara Hendricks nach Paris unterwegs war, wurde von Greenpeace in einer spektakulären Aktion aufgehalten. Sie hatte vorab gesagt, Deutschland wolle seine Klimaziele erreichen. Christiane Hildebrandt, in welcher Position sehen Sie von der Klima-Allianz Deutschland die Bundesumweltministerin − als Umweltaktivistin oder doch als Handelsvertreterin für die Interessen der deutschen Industrie?
Christiane Hildebrandt: Umweltministerin Barbara Hendricks ist definitiv eine wichtige Stimme für den Klimaschutz. Allerdings ist es auch so, dass sie von Angela Merkel nicht die nötige Rückendeckung dafür erhält. Das hat sich vor allem daran gezeigt, dass es eine wichtige Initiative vom Bundeswirtschaftsministerium und Umweltministerium gab, einen sogenannten Klimabeitrag auf die ältesten Kohlekraftwerke einzuführen. Das ist gescheitert, weil auch unter anderem Angela Merkel sich nicht eingeschaltet hat und auf Druck der Kohleindustrie und der Kohleländer in Deutschland dieser Klimabeitrag zu einer Klima- oder Kohlereserve umgemogelt wurde, also praktisch eine De-facto-Subventionierung der Kohle.
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