Klang-Spiegelungen

Gast: Michael Stegemann/ Moderation: Olaf Wilhelmer · 26.08.2012
"Images": "Bilder". Der Obertitel dieser sechs Klavierstücke scheint programmatisch für den musikalischen Impressionismus von Claude Debussy zu stehen. Doch trifft diese Bezeichnung überhaupt zu? Eine interpretationsgeschichtliche Erkundung zum 150. Geburtstag des Komponisten.
Die Parallele ist verführerisch – nicht nur, weil beide den Vornamen Claude trugen. Den französischen Komponisten Claude Debussy und den französischen Maler Claude Monet scheint vieles miteinander zu verbinden: die Vorliebe für das flüssige Element, die virtuose Beherrschung sämtlicher Farbpaletten und der ästhetische Triumph der Unschärfe.

Doch sollte man sich davor hüten, von atmosphärischen Seerosen- und Heuhaufen-Bildern auf Klavierstücke zu schließen. Debussy war 18 Jahre jünger als Monet; er interessierte sich mehr für englische und amerikanische als für französische Maler und stand überdies dem Symbolismus nahe.

Und dennoch: Immer wieder tauchen auch bedeutende Pianisten Debussys Klaviermusik – mithin das Herzstück seines Schaffens – in schillernd-verschwimmende Klangfarben, mit großzügiger Unterstützung des Klavierpedals. Mag es auch hier und da konkrete Assoziationen geben, ist ein solches Verfahren weder durch den Notentext noch durch das dokumentierte Klavierspiel Debussys und seiner Schüler legitimiert.

Die sechs "Images" für Klavier (1905/07) offenbaren in ihrer Interpretationsgeschichte erstaunlich unterschiedliche pianistische Zugriffe – die Palette reicht von Ricardo Viñes (einem der Widmungsträger des Werkes) über die geniale, leider heute kaum mehr beachtete Pianistin Marcelle Meyer bis zu jüngeren Interpreten wie Pierre-Laurent Aimard und Jean-Yves Thibaudet.
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