Kissinger Sommer 2017

Ziemlich romantisch

Der Pianist Jan Lisiecki
Der Pianist Jan Lisiecki © Mathias Bothor/DSO
02.07.2017
Chopin und Schumann, miteinander bekannt und sich wechselseitig wertschätzend: es ist Romantik pur, was da mit dem BBC Symphony Orchestra unter Sakari Oramo nach Kissingen kommt. Und Detlef Glanert, der Auftaktgeber, wird sich wohl auch gut einfügen.
Immerhin bekennt sich der Komponist, Jahrgang 60, vor allem auf der Musikbühne engagiert und nicht nur wegen des gemeinsamen Geburtsortes Hamburg bekennender Brahms-Verehrer, zu einer Ästhetik, die das Neuklangliche nicht provokant radikalisiert, sondern mit den traditionellen Hörerfahrungen des Publikums zusammenzubringen sucht. Und die sind nun einmal immer noch stark vom 19. Jahrhundert geprägt, worauf sowohl der poetische Titel seiner 2013 entstandenen Komposition – "Weites Land" – als auch deren fast etwas altmodische Bezeichnung als "Konzertouvertüre" abzuheben scheinen.
Ansonsten darf man sich mit Chopins f-moll-Klavierkonzert und Schumanns bildersatter "Rheinischer" Sinfonie, die in fast trotzigem Optimismus die Einheit von Landschaft, Volksleben und Geschichtserinnerung beschwört, auf pures Hörvergnügen gefasst machen, zumal mit dem kanadisch-polnischen Tastenvirtuosen und Chopin-Experten Jan Lisiecki als Solist. Und auf die Frage, was eigentlich der Rhein in Bad Kissingen zu suchen hat, gibt’s neben Schumanns mitreißender Musik auch eine geographische Antwort: mündet doch die Fränkische Saale, die den Kurort passiert, in den Main und der wiederum in den Rhein – wo dann die Wasser aus dem Frankenland nach einigen Tagen auch Düsseldorf und damit den Entstehungsort der Es-Dur-Sinfonie passieren… am Ende hängt eben doch alles mit allem zusammen.


Detlev Glanert
‚Weites Land‘ – Konzertouvertüre
Frédéric Chopin
Konzert für Klavier und Orchester NR. 2 f-Moll op. 21
Robert Schumann
Sinfonie Nr. 2 Es-Dur ‚Rheinische‘


Jan Lisiecki, Klaier
BBC Symphony Orchestra
Leitung: Sakari Oramo