Kirill Serebrennikows "Leto" in Cannes

"Eine sehr sanfte, sehr kontrollierte Rockrevolution"

Fimfestspiele in Cannes: Schauspielerin Irina Starshenbaum (M) hält ein Schild mit dem Namen des in Russland unter Hausarrest stehenden Theatermachers Kirill Serebrennikow, während sie mit Produzent Charles-Evrard Tchekhoff (l-r), Schauspieler Roma Zver, Teo Yoo, Kameramann Vladislav Opelyants und Produzent Ilya Stewart zur Filmpremiere "Leto" kommt.
Fimfestspiele in Cannes: Schauspielerin Irina Starshenbaum (M) hält ein Schild mit dem Namen des in Russland unter Hausarrest stehenden Theatermachers Kirill Serebrennikow. © dpa-Bildfunk / Invision / AP / Joel C. Ryan
Susanne Burg im Gespräch mit Martin Böttcher · 11.05.2018
Welche Rolle kann die Kunst in einem unfreien Regime spielen? Dieser Frage geht der in Russland unter Hausarrest stehende Regisseur Kirill Serebrennikow in seinem Film "Leto" über die Rockband Kino nach.
Der in seiner Heimat wegen Korruptionsverdachts unter Hausarrest gestellte russische Filmregisseur Kirill Serebrennikow konnte bei der Premiere seines Films "Leto" in Cannes am Mittwoch nicht dabei sein – trotz aller internationalen Proteste und des Versuches der Festivalleitung, über das französische Außenministerium bei Präsident Putin die Ausreise des Regisseurs zu erwirken. Er hätte gern geholfen, zitierte das Festival Wladimir Putin, aber "Russlands Justizsytem ist unabhängig".
Seinen Film, in dem es um die legendäre Leningrader Rockgruppe Kino und seinen 1990 im Alter von nur 28 Jahren an den Folgen eines Verkehrsunfalls verstorbenen Frontmann Wiktor Zoi geht, schnitt Serebrennikow zu Hause fertig. Künstlerische Einschränkungen, denen sich auch die Protagonisten seines Filmes "Leto" ausgeliefert sehen, auch wenn die Gruppe Kino in den 80er-Jahren zu den bekanntesten Rockbands der Sowjetunion zählten.
Filmredakteurin Susanne Burg hat den Film in Cannes gesehen. Serebrennikow "ist ein sehr politisch denkender Kopf", sagte sie im Deutschlandfunk Kultur. "Seine Werke stellen immer einen Bezug zum Heute her." Und dies gelinge ihm auch mit "Leto".

Srebrennikow interessieren die Grenzen der Freiheit

"Man bekommt die Selbstfindung mit, eine Mischung aus Aufbruch und Melancholie, weil die Grenzen der Freiheit immer wieder auch deutlich werden", so Burg.
Die Texte von Wiktor Zoi und Band werden von den russischen Behörden zwar überprüft. Doch die Prüferin ist irgendwie auf ihrer Seite. Bei ihren Auftritten wippen die Zuschauer brav mit den Füßen – aber auch nicht zu sehr.
"Es ist, was man mitbekommt, eine sehr sanfte, sehr kontrollierte Rockrevolution", meint Susanne Burg. Die Grenzen seien es, die Kirill Serebrennikow interessieren. Er stelle die Frage, welche Rolle Kunst in einem unfreien Regime spielen kann.
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