Kinokolumne Top Five

Die besten Maschinenmensch-Filme

Szene aus "Avatar" mit Sam Worthington (l), Sigourney Weaver (m) und Michelle Rodriguez (hinten)
Szene aus "Avatar" mit Sam Worthington (l), Sigourney Weaver (m) und Michelle Rodriguez (hinten) © mago/UPI Photo
Von Hartwig Tegeler · 30.09.2017
Maschinenmenschen, Menschmaschinen - wo verlaufen die Grenzen zwischen Mensch und Technik? Zum Kinostart von "Blade Runner 2049", der Fortsetzung von Ridley Scotts Kultfilm "Blade Runner" aus den 80ern, suchen wir darauf Antworten in der Filmgeschichte.

Platz 5: AVATAR (2009)

von James Cameron
Und dann begibt sich der ehemalige, nun querschnittsgelähmte Marine in den fernsteuerbaren Körper, gezüchtet aus menschlicher DNS, kombiniert mit der DNS der Ureinwohner. Aber was sind sie dann, diese künstlichen Körper? Mensch? Bio-Maschine? Die alte Frage, die sich da, auf dem Planeten Pandora stellt, den die eingefallenen Menschen ausbeuten und von dem sie die Eingeborenen vertreiben wollen. Am Ende verlässt Jake, der frühere Menschensoldat, im Äußeren wie im Inneren aber schon lange zu dieser naturverbundenen Spezies der N'avi übergelaufen, seinen menschlichen Körper und wird ganz gar gar … ja, was? Verwandelt er sich vollständig in ein künstliches Wesen, einen Androiden mit Bewusstsein und mit Empathie? Oder in einen besseren Menschen? James Cameron ist ein faszinierender Öko- und Technik-Träumer.

Platz 4: HER (2013)

von Spike Jonze
Samantha hat keinen Körper. Nur eine Stimme. Sie ist ein Betriebssystem. Das Wort "nur" würde Theodore - gespielt von Joaquin Phoenix - in Frage stellen, denn er verliebt sich in Samantha, die im Original von Scarlett Johansson gesprochen wird. Und sie verliebt sich in ihn. Die emotionale Überlegenheit, die Samantha anderen Frauen gegenüber empfindet, ist für Theodore faszinierend, bis Samantha ihm gesteht, dass sie als Betriebssystem noch in 641 andere Männer verliebt ist. Verstörend, betörend, wie Spike Jonze nicht den Untergang des homo sapiens beschwört, sondern uns und den Algorithmus auf eine Stufe stellt. Ist ein körperloser Algorithmus so einsam wie ein Mensch, wie Theodore?

Platz 3: WESTWORLD (2016)

von Athena Wickham, Bryan Burk und Jerry Weintraub
Westworld ist Disneyworld für Erwachsene - mit Sex, Brutalität und Gewalt, die die Besucher gegenüber den Androiden ausüben dürfen. Nach dem Update kann die Maschine in dieser künstlichen Westernwelt wieder als Objekt zur Verfügung stehen. Gefahrlos für die zahlenden Kunden. Gefahrlos? Der Sicherheitschef bringt das Dilemma des Freizeitparks wie das der Androiden im Film auf den Punkt, wenn er meint, dass die künstlichen Wesen, so übrigens wie Kinder, am Ende alle irgendwann revoltieren. Natürlich.

Platz 2: EX MACHINA (2015)

von Alex Garland
Der junge IT-Spezialist trifft auf die betörende Maschinenfrau Awa. Sehr sexy. Caleb ist verunsichert über diese Faszination. Ist sie echt oder nur programmiert? Und wenn sie denn programmiert ist, ist sie weniger echt? Der IT-Mogul, der Awa geschaffen hat aus Metall, Silikon und Carbaon, wird damit konfrontiert werden, dass die Geschöpfe aufmüpfig werden und der Reset-Knopf hakt. Vielleicht fing die Rebellion des sexuell aufreizenden künstlichen Aber was, wenn die Geschöpfe dieser Götter, wenn sie Bewusstsein erlangen, wenn sie nicht nur Mensch, sondern Gott werden, also selber Schöpfer werden wollen?

Platz 1: ALIEN: COVENANT (2017)

von Ridley Scott
Bevor die Raumfahrer in der Tiefe des Alls auf unheimliche Wesen stoßen, sehen wir einen weißen leeren Raum vor einem gigantischen Seepanorama. Weyland, Milliardär und Bioingenieur, befindet sich mit seinem Androiden David im Diskurs über Schöpfung, Gott und Künstliche Intelligenz. Dann stellt David seinem Schöpfer die Frage: "Sie suchen Ihren Schöpfer, ich sehe hier meinen. Ich werde Ihnen dienen, obwohl Sie ein Mensch sind. Sie vergehen, ich vergehe nicht." Weyland ist verärgert über die Endlichkeit seiner Existenz und die Arroganz des von ihm geschaffenen Wesens. Mit feuchten Händen werden wir in den nächsten zwei Stunden erfahren, welche Folgen es hat, dass Android David einen mächtigen Gotteskomplex entwickelt. Und die Frage von Philip K. Dick im Titel seiner Erzählung "Träumen Androiden von elektronischen Schafen", literarische Vorlage für Ridley Scotts Klassiker "Blade Runner", kann nach "Alien: Covenant" so umformuliert werden: Wenn die von uns erschaffenen künstlichen Wesen von sich als Gott träumen, wie tödlich ist das? Antwort: Sehr, sehr tödlich!
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