Kino

"Danke, sonst muss ich weinen"

Helmut Dietl mit der "Lola"
Regisseur Helmut Dietl erhielt die "Lola" für sein Lebenswerk beim Deutschen Filmpreis © dpa / picture alliance / Michael Kappeler
Von Anna Wollner · 10.05.2014
Der große Regisseur Helmut Dietl wusste sicher, dass er eine Lola bekommt – die für sein Lebenswerk. Und somit war klar, dass dieser Moment ein besonderer beim Deutschen Filmpreis sein würde.
Es war einer der bewegendsten Momente des Abends, als Helmut Dietl von Michael Bully Herbig die Ehren-Lola für sein Lebenswerk entgegennahm.
Helmut Dietl: "Danke, danke, sonst muss ich weinen. Das möchte ich heute nicht, das mach ich dann morgen."
Tränen gab es trotzdem, nicht bei Helmut Dietl, aber bei vielen Gästen im Publikum – und bei den anderen Preisträgern. Jördis Triebel, ausgezeichnet als beste Hauptdarstellerin für das Drama "Westen" weinte vor Freude, Dieter Hallervorden mit der Lola für "Sein letztes Rennen" gab sich gelassener:
"Naja, es fühlte sich vor allem schön an, als ich das Drehbuch damals bekommen habe und da ich wirklich die Rolle spielen durfte und jetzt fühlt es sich so an, dass ich eben statt der 22 Preise im Regal 23 habe. Sicherlich, man hat mir beigebracht, dass es eine große Ehre sein soll und so und als solche nehme ich es auch gerne wahr. Ich kenne die Damen und Herren der Filmakademie nicht, ich weiß nicht, welch Geistes Kind sie sind und was sie bewogen hat, gerade mir den Preis zu geben, aber ich finde, sie haben auf jeden Fall Geschmack."
Der Deutsche Filmpreis in diesem Jahr wartete mit einem ungewöhnlichen Spektrum an Filmen und Filmformen auf. Neben dem erfolgreichsten Film aus dem Jahr 2013 überhaupt, der Schulkomödie "Fack Ju Göthe" war der Schnee-Western "Das Finstere Tal" mit neun Nominierungen der große Favorit – und der Gewinner des Abends. Acht Auszeichnungen, darunter die beste Nebenrolle für Tobias Moretti, beste Kamera, bestes Szenenbild, Kostümbild, Maskenbild, Filmmusik, Tongestaltung und die Lola in Silber für den besten Film gab es. Der Berliner Produzent Stefan Arndt war überwältigt:
"Es ist echt toll, wenn Leute, die etwas davon verstehen, entscheiden. Und diesmal war es wirklich so, dass alle nominierten Filme, also allen sechs Filmen hätte ich es gleichmäßig gegönnt. Und wenn die sich dann so für uns entscheiden, scheinen wir ja irgendwas richtig gemacht zu haben."
Reitz: "Unser Film ist der beste"
Irgendetwas richtig gemacht hat auch der 81-jährige Edgar Reitz. Sein schwarz-weißes Heimatepos „Die andere Heimat" wurde mit dem deutschen Filmpreis für das beste Drehbuch, die beste Regie und der Lola in Gold für den besten Film ausgezeichnet:
"Man darf auch mal unbescheiden sein, ich finde, unser Film ist der beste. Er ist ein eigenständiges Werk, er ist nicht in irgendeiner Form die Imitation von etwas, was es schon gibt. Der hat seine eigene Fiktion, seine eigene Geschichte, seine eigene Sprache, seinen eigenen Stil. Und deswegen tun wir uns gerade auch mal nicht so leicht, weil das Publikum ist ein Gewohnheitstier. Das Publikum mag gerne Dinge sehen, die es schon kennt."
Wie zum Beispiel die Komödie "Fack ju Göthe", dessen Nominierung allein schon eine kleine Sensation war. Auch wenn der Film nur mit dem Publikumspreis für den besucherstärksten Film geehrt wurde, gab sich Regisseur Borat Dagtekin zufrieden:
"Ich freue mich über jede Nominierung von Kollegen, aber ich persönlich freu' mich am meisten über den Publikumspreis."
Kulturstaatsministerin Monika Grütters, das erste Mal bei der Filmpreisverleihung, freute sich über die filmische Vielfalt:
"Also ich bin immer wieder gefragt worden, müssen denn Blockbuster, müssen die am Ende auch noch ausgezeichnet werden und da haben wir gesagt, ja, Blockbuster und gute Filme, das ist ja kein Widerspruch. Dass heute dann doch umgekehrt eher der künstlerische Film immer wieder ausgezeichnet worden ist, zeigt, wie die Filmgemeinde, wie die Schauspieler, die Akademie selber tickt.Und dass beides heute möglich war, fand ich großartig."
In einer launigen Preisverleihung, moderiert von Jan Josef Liefers, hat die Filmakademie dennoch die Kunst dem Kommerz vorgezogen – und sich bis tief in die Nacht selbst gefeiert.
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