"Keine Lösung im Kampf gegen Aids"

12.11.2008
Der Direktor der Abteilung für klinische Immunologie an der Medizinischen Hochschule Hannover, Reinhold Schmidt, sieht in der angeblichen Heilung eines Berliner HIV-Infizierten kein Modell für die künftige Behandlung von Aids-Patienten. Knochenmarktransplantationen seien "keine Lösung im Kampf gegen Aids", sagte Schmidt.
Er reagierte damit auf den Fall eines an Leukämie erkrankten Berliner HIV-Infizierten, bei dem nach einer Transplantation von Knochenmarkzellen das Aids-Virus nicht mehr nachweisbar war. Wie der Mediziner erläuterte, führt eine solche Behandlung dazu, dass dem Betroffenen für längere Zeit ohnehin auch die Zellen fehlen, die für die Vermehrung des HI-Virus verantwortlich sind.

Hinzu komme in diesem Fall, dass der Knochenmark-Spender offenbar über ein Resistenzgen gegen HIV verfügte. Daraus könne man aber nicht schließen, dass Knochenmarktransplantationen grundsätzlich helfen könnten, betonte Schmidt. Zudem handele es sich um "einen großen, risikoreichen Eingriff". Außerdem gebe es mittlerweile "sehr gute Therapien gegen HIV und Aids und die sind inzwischen auch preiswert und ohne große Nebenwirkungen". Mit den vorhandenen Medikamenten könnten mehr als 90 Prozent der Patienten erfolgreich behandelt werden.

Nach Einschätzung des Immunologen könnte der Berliner Fall aber Bedeutung für die weitere Entwicklung der Gentherapie haben. "Es ist vielleicht ein grundlegender Schritt zu einem möglichen neuen Ansatz über Gentherapie mit Stammzellen."


Das vollständige Gespräch mit Reinholdt Schmidt können Sie bis zum 12.5.2009 als [url=http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2008/11/12/drk_20081112_1608_da9a2dec.mp3
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