Katar

Eingepfercht auf engstem Raum

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Wanderarbeiter aus Nepal in einer Unterkunft in Doha. Medizinische Versorgung: Fehlanzeige. © dpa/picture-alliance/Amnesty International
Von Peter Steffe · 21.03.2014
Es sind menschenunwürdige Bedingungen, die an moderne Sklaverei grenzen. Viele der rund 1,2 Millionen Wanderarbeiter aus Asien hausen in riesigen Sammelunterkünften außerhalb von Doha, der Hauptstadt Katars.
"Wir haben verstopfte Abflüsse im Badzimmer, niemand kümmert sich. Überall Dreck. In einem Zimmer leben bis zu 14 Menschen. Die haben uns nicht mal Bettlaken gegeben, haben nur gesagt, wir sollen die uns selbst besorgen."
Für 600 Arbeiter gibt es nur zwei Küchen, wo sie sich selbst versorgen müssen. Auch hier Dreck und Ungeziefer.
"Es ist schockierend. Überall sitzen Fliegen und Kakerlaken auf dem Essen, erzählt ein Mann aus Nepal. Das ist der Grund warum die Leute krank werden."
Medizinische Versorgung: Fehlanzeige. Dem Elend entfliehen können die Männer nicht. Bei der Einreise in das gasreiche Golfemirat wurden ihnen die Pässe abgenommen. Ihren Arbeitgebern sind sie so schutzlos ausgeliefert. Der Lohn, den die Männer erhalten, liegt weit unter dem, was vor Arbeitsantritt versprochen war.
Obwohl die WM-Organisatoren im September vergangenen Jahres angekündigt hatten, die Zustände untersuchen und abstellen zu wollen, ist augenscheinlich nichts passiert. Stattdessen Beschwichtigungen. Wer für die WM arbeiten wolle, ließ Hassan Al Thawadi vom WM-Organisationskomitee Anfang Februar wissen, müsse Richtlinien einhalten:
"Diese Standards verlangen von den Vertragsfirmen höchste Anforderungen in Punkto Sicherheit, Gesundheit und Menschenwürde. Für jeden, der irgendwo an etwas mitarbeitet, was mit der WM 2022 zu tun hat."
Es wurde ein ganzer Katalog von Richtlinien erlassen. Die Arbeitskräfte sollen danach unter anderem pünktlich bezahlt werden, Hygienevorschriften und Mindeststandards für die Unterkünfte der Gastarbeiter wurden festgelegt. Auch die medizinische Versorgung wurde in dem 50 Seiten starken Papier geregelt.
Es könnte noch viel schlimmer werden
Man werde die Einhaltung dieser Richtlinien künftig ständig überwachen, ließen die WM-Organisatoren wissen. Gleichzeitig soll die internationale Arbeitergewerkschaft (ITUC) die Lebens- und Arbeitsbedingungen vor Ort überprüfen können, hieß es. Vor wenigen Tagen kritisierte ITUC-Generalsekretärin Sharan Burrow, dass sich nichts verbessert hat.
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Sharan Burrow, Generalsekretärin des Internationalen Gewerkschaftsbundes (ITUC)© picture alliance / dpa / Lucas Dolega
"Sie haben gelogen, die katarische Regierung handelt völlig gewissenlos. Der Richtlinienkatalog ist eine einzige Mogelpackung",
sagte sie nach einem Besuch in Katar. Gleichzeitig forderte Burrow den Weltfußballverband FIFA auf endlich Druck auf das Herrscherhaus von Katar auszuüben und zu drohen, sollten sich die Zustände nicht umgehend ändern, ihnen die WM zu entziehen.
Menschenrechtsorganisation wie Human Rights Watch oder auch Amnesty International befürchten, dass sich an den Zuständen vor Ort so schnell nichts ändern wird. Im Gegenteil. Es könnte noch viel schlimmer werden, so Sherif Elsayed-Ali von Amnesty International:
"Es werden noch hunderttausende Bauarbeiter in den kommenden zehn Jahren in Katar gebraucht. Es gibt jetzt schon Missbrauch und Ausbeutung. Das wird dadurch alles noch viel schlimmer, so lange Katars Regierung keine konkreten Schritte unternimmt, um das zu verhindern."
Die internationale Arbeitergewerkschaft ITUC geht davon aus, dass auch künftig auf den WM-Baustellen in Katar Arbeiter sterben werden. Ausgehend von den derzeitigen Todesraten rechnet man bis zum Anpfiff der ersten WM-Begegnung im Jahr 2022 mit rund 4.000 getöteten Billiglohnarbeitern.
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