Kampf um eine Wohnung, Kampf ums Überleben

Rezensiert von Hannelore Heider · 09.08.2006
Was passiert, wenn ein Paar nach der Trennung zusammen wohnen bleibt und um jeden Quadratmeter kämpft, zeigt die Komödie "Trennung mit Hindernissen" mit dem neuen Hollywood-Traumpaar Jennifer Aniston und Vince Vaughn. Im Psycho-Drama "Open Water 2" kämpfen sechs Freunde beim Badeausflug gegen den Tod.
"Trennung mit Hindernissen"

USA 2006, Regie: Peyton Reed, Hauptdarsteller: Jennifer Aniston, Vince Vaughn, ab 6 Jahre

Der collageartig und fröhlich geschnittene Anfang des Filmes lässt uns den Beginn einer Liebe im Raffmix miterleben: der billig-fröhliche Sightseeing-Tourbusfahrer Gary erobert die elegante, hübsche Brooke im Sturm.

Nach der ersten Begegnung in einem Baseballstadion schwelgen Fotos und kleine Videos in Jahren unbeschwerten Glücks. Bis das passiert, was immer passiert: Die Liebe verunglückt im Alltag. Brooke, in schwarzen Kleidchen auf Stiletos, bedient zahlungskräftige Kundschaft in einer Nobelgalerie und ist zu Hause ein Kontrollfreak.

Die Wohnung muss blitzen, die Einladungen werden bis ins kleinste geplant. Gary ist damit total überfordert. Er sitzt am liebsten vor dem Fernseher und sieht Baseball, sein Alltag auf den Straßen New Yorks ist eher rustikal, sein kleinbürgerlicher, prolliger Habitus verbietet auch nur den Gedanken an Beziehungsarbeit.

Doch genau das erhofft und verlangt Brooke, bis sie genug hat und die Trennung anbietet. Überrumpelt gibt Gary auf und hat sich damit in eine Situation manövriert, der er nicht gewachsen ist. Denn in der Eigentumswohnung kann nur einer bleiben, der Freundeskreis muss auseinander dividiert werden.

Im witzig ausgetragenen Rosenkrieg ist Brooke die Clevere. Sie meint zu wissen, was sie tut, nämlich Partnererziehung, doch letztlich haben beide den Schaden, für sie gibt es kein Happy End. Das zumindest ist in der konventionell, wenn auch dank der beiden Hauptdarsteller ganz sympathisch erzählten Geschichte die Überraschung.

Der Zuschauer hat keinen Zweifel, dass die beiden sich noch lieben, nur zusammenleben können sie nicht. Besinnliche Töne stellen sich ganz organisch ein, ohne diesen realistischen Gehalt, hätte sich Jennifer Aniston wohl auf diese Trennungsgeschichte nicht eingelassen, in der jede Zeitung und jeder Zuschauer die Parallelen zu ihrem wirklichen Leben unschwer herstellen kann.

"Open Water 2"

Deutschland 2006, Regie: Hans Horn, Darsteller: Niklaus Lange, Susan May Pratt, Richard Speight Jr., Niklaus Lange, ab 12 Jahre

Sechs Freunde treffen sich nach Jahren wieder, um auf einer Luxusjacht ein paar fröhliche Tage zu verbringen. Aber dann schlägt der Horror zu, sie sind im Wasser gefangen und drohen zu ertrinken. Der Zusatz, dass der Film auf wahren Ereignissen beruht, sichert ihm von vorn herein Interessen: In jeder Szene spekuliert der Zuschauer, wie er sich verhalten hätte, und das beschert dem Geschehen auf der Leinwand zumindest einige Spannung, auch wenn wir zurecht meinen, das gerade schon einmal gesehen zu haben.

Der Titel spekuliert nämlich auf den amerikanischen Film "Open Water", in dem eine Gruppe junger Leute ein ähnliches Schicksal ereilte. Diesmal fehlen die Haie, die die Gefahr, zu Tode zu kommen deutlich erhöhten, dafür ist der psychologische Hintergrund der Figuren ausgefeilter und damit spannungsträchtiger.

Das Drama beginnt damit, dass die Gruppe von Freunden eine Vergangenheit hat und Amy (Susan May Pratt) und ihr Mann James (Richard Speight, Jr.) ein Baby mit auf die Jacht bringen. Amy leidet unter einer Wasserphobie, nachdem sie als Kind zusehen musste, wie ihr Vater neben ihr ertrank.

Als sie sich unfreiwillig, durch einen schlechten Scherz ihres ungehobelten Freundes Dan (Eric Dane) im Wasser wiederfindet, bleibt das Baby allein zurück und die Katastrophe ist perfekt: Keiner kann mehr an Bord, die Treppe zur Rückkehr aufs Schiff ist in zwei Meter Höhe und wurde nicht ausgeklappt.

Wie die unterschiedlichen Charaktere auf die Todesgefahr reagieren, wie sie mit der Angst umgehen und wer wann und weshalb stirbt, das ist die Story. Sie wird von sechs nach Luft schnappenden, langsam erfrierenden und verzweifelt über einer riesigen Wasserfläche schwebenden Köpfen ganz professionell gespielt.

Mal nicht verwackelte Handkameras und das riesige Format der großen Kinoleinwand geben das Drama adäquat wieder, auch wenn der Zuschauer über die Dussligkeit der Filmhelden genauso entsetzt ist, wie über den Fortgang dieses auf wahren Ereignissen basierenden Horror-Szenarios. Die deutsche Produktion wurde mit amerikanischen Jungschauspielern englisch produziert und deutsch nachsynchronisiert.