Kafka-Manuskripte bleiben in Israel

"Es gibt eine nationale Prägung dieses Nachlasses"

Undatiertes Porträt des Schriftstellers Franz Kafka.
Undatiertes Porträt des Schriftstellers Franz Kafka. © picture-alliance / dpa / CTK
Peter-André Alt im Gespräch mit Eckhard Roelcke  · 09.08.2016
Der Nachlass von Max Brod, der auch Briefe von Franz Kafka enthält, geht an die Israelische Nationalbibliothek. Diese nationalpolitische Entscheidung zugunsten Israels sei nicht abwegig, sagt Kafka-Forscher und Präsident der Freien Universität Berlin, Peter-André Alt.
Der literarische Nachlass Max Brods enthält Briefe und Manuskripte von Franz Kafka. Er geht an die Israelische Nationalbibliothek - so hat es das Oberste Gericht in Israel beschlossen. Diese nationalpolitische Entscheidung zugunsten Israels sei weder abwegig noch anfechtbar, sagt Kafka-Forscher und Präsident der Freien Universität Berlin, Peter-André Alt im Deutschlandradio Kultur.
"Es ist immer die Grundsatzfrage, ob ein Nachlass eines Autors (…) dort platziert sein sollte, wo er gewissermaßen regional hingehört", sagt Alt. Daraus ergebe sich immer eine gewisse Dissens-Situation, ein gewisser Streit. "Der Streit ist durch das Urteil auch nicht aufgehoben, aber man muss jetzt sehen, dass man mit dieser Konstellation auch gut umgeht und arbeitet", so Alt.

Manuskripte sollten digitalisiert werden

Als überzeugter Zionist war Max Brod mit Israel verbunden. "Es gibt schon eine starke nationale Prägung dieses Nachlasses – zugleich war Max Brod ein deutschsprachiger Schriftsteller und das verbindet ihn natürlich in gewisser Weise auch mit dem deutschsprachigem Raum – daraus entsteht eine gewisse Spannung", erklärt Alt.
Für die Kafka-Forschung seien die Briefe und Manuskripte "hochwichtig", unterstreicht der Kafka-Experte. Im Detail sei nicht bekannt, welche Aussagen über Kafka sich in den Tagebüchern von Brod finden lassen. Brod war ein enger Freund Kafkas. Alt hofft darauf, in den Aufzeichnungen Brods noch unbekannte Details über Kafka zu erfahren.
Die internationale Forschung sollte nicht mehr nationalpolitisch denken. Solche Manuskripte sollten etwa künftig digitalisiert werden. "Dann gibt es sowieso keine Grenzen mehr, dann gibt es einen globalen Wissensraum, den wir schaffen", sagt Alt. Das sei der nächste Schritt in die Zukunft.
oma
Mehr zum Thema