Kabarettist Marius Jung

Warum ist Ihnen Humor wichtiger als politische Korrektheit?

Der Comedian und Musiker Marius Jung
Der Comedian und Musiker Marius Jung © dpa / picture alliance / Oliver Berg
Moderation: Katrin Heise · 17.08.2015
Marius Jung scheut keine Kontroverse. Der Kabarettist mit der dunklen Hautfarbe nutzt seinen Humor, um über Rassismus aufzuklären. Das gefällt nicht jedem.
Ein Klassenclown sei er nie gewesen, sagt der Kabarettist Marius Jung, doch die Wurzeln seiner Arbeit liegen sicherlich in seiner Kindheit: Als schwarzes Kind im sonst sehr weißen Siebengebirge heimisch, bekam Marius Jung jedes Jahr erneut die Rolle des Balthasars im Krippenspiel.
Später wurde er oft für seine guten Deutschkenntnisse gelobt. Nach seiner Schauspielausbildung musste er schließlich feststellen, dass sich die Arbeit vieler schwarzer Schauspieler meist in Rollen als Asylbewerber, Putzmann oder Drogendealer erschöpft.
Ironie und Satire als Mittel der Aufklärung
Verbittert ist Marius Jung deshalb aber nicht, im Gegenteil. Als politischer Kabarettist holt er die Kritik an alltäglichem Rassismus auf die Bühne – Ironie und Satire sind für ihn Mittel der Aufklärung.
Auch der Negativpreis, der ihm verliehen werden sollte, weil eine Leipziger Studentengruppe das Cover seines ersten Buchs für rassistisch und sexistisch hielt, hat seinem Humor keinen Abbruch getan. Als Reaktion darauf hat er ein zweites Buch geschrieben, in dem er mit übertriebener Political Correctness abrechnet.
Kritisch sieht er vor allem Begriffe, die sich ins Gegenteil ihres ursprünglichen Sinns verkehren:
"Wenn ich Menschen schützen möchte, ihnen dann aber ganz verquere Begriffe zuordne, dann schütze ich sie nicht, sondern setze sie besonders in die Ecke", sagte er in der Sendung "Im Gespräch" im Deutschlandradio Kultur.
Es wird zu viel über die Form diskutiert, und zu wenig über Inhalte
Der "Mensch mit Migrationshintergrund" ist für ihn ein gutes Beispiel. Er selbst sei im offiziellen Amtsdeutsch sogar ein "Mensch mit Migrationshintergrund ohne eigene Migrationserfahrung":
"Ich für meinen Teil bin in Deutschland geboren, habe einen deutschen Pass, habe nie woanders gelebt, und bin dennoch nicht einfach Deutscher, sondern ein Mensch mit Migrationshintergrund. Und das ist meiner Ansicht nach Diskriminierung und nicht die Bekämpfung dessen."
Jung sagt, es werde viel zu viel über die Form diskutiert, und nicht mehr über die Inhalte. Verhaltensauffällige Kinder würden nun "verhaltensoriginell" genannt. Da müsse er dann an Kurt Krömer denken. Stattdessen sollte man lieber überlegen, wie man solchen Kindern noch besser helfen könne.
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