Juliane Banse und Christoph Poppen bei den Gezeitenkonzerten

Im besten Sinne distanzlos

Die Sopranistin Juliane Banse und der Dirigent Christoph Poppen bei einem Gezeitenkonzert in der Großen Kirche in Leer
Die Sopranistin Juliane Banse und der Dirigent Christoph Poppen bei einem Gezeitenkonzert in der Großen Kirche in Leer © Karlheinz Krämer/Gezeitenkonzerte
10.08.2017
Ihr erstes Gastspiel in Deutschland gab die Hong Kong Sinfonietta, das aufregendste Kammerorchester Asiens, bei den Gezeitenkonzerten in Leer. Die Solistinnen waren Juliane Banse und Clara-Jumi Kang, Christoph Poppen leitete ein Konzert mit Musik von Beethoven, Saint-Saëns und Schubert.
Es ist ein junges Orchester, in jeder Hinsicht. Erst 1999 wurde die Hong Kong Sinfonietta zu einem Profiensemble, und auffällig viele junge Musikerinnen und Musiker spielen in diesem Klangkörper, der offizielle Förderung seitens der Regierung Hong Kongs genießt. Als kulturelle Botschafter sind die Künstler, die aus Hongkong, Korea, Japan, aber auch aus Europa stammen, unterwegs. Zwei Konzerte gab die Hong Kong Sinfonietta bei den Gezeitenkonzerten in Ostfriesland, eines unter Leitung ihres ersten Gastdirigenten Christoph Poppen, und ein weiteres unter Leitung ihrer Chefdirigentin Yip Wing-sie.
Die Hong Kong Sinfonietta bei einem Gezeitenkonzert in der Großen Kirche in Leer
Die Hong Kong Sinfonietta bei einem Gezeitenkonzert in der Großen Kirche in Leer© Karlheinz Krämer/Gezeitenkonzerte
Ein Programm wie in alten Zeiten spielte das Orchester aus China an seinem ersten Abend in der Reformierten Kirche von Leer. Beethoven und Schubert hätten es nicht anders gemacht - eine Sängerin bietet beeindruckende Arien und Lieder, einer Geigerin spielt ein anrührend gesangliches und ein virtuos-mediterranes Stück. Den Rahmen setzt das Orchester mit einer dramatischen Ouvertüre und einer beeindruckenden Sinfonie. All das traf auf dieses Gastspiel zu - nach der Coriolan-Ouvertüre und der Violinromanze Beethovens folgte eine Arie aus dem "Fidelio" und das spanisch angehauchte Bravoustrück von Camille Saint-Saëns "Introdcution et Rondo capriccioso". Schon hier konnten die renommierte Sopranistin Juliane Banse und die vor allem in Korea berühmte junge Geigerin Clara-Jumi Kang ihre besonderen Qualitäten beweisen.
Die Geigerin Clara-Jumi Kang bei einem Gezeitenkonzert in der Großen Kirche in Leer
Die Geigerin Clara-Jumi Kang bei einem Gezeitenkonzert in der Großen Kirche in Leer© Karlheinz Krämer/Gezeitenkonzerte
Der zweite Teil war komplett der Musik Franz Schuberts vorbehalten. Juliane Banse sang drei kongeniale Orchestrierungen der berühmtesten Schubert-Lieder Forelle, Abendrot und Erlkönig von Britten, Reger und Berlioz. Die lange Zeit nicht ernst genommene, aber bezaubernd klassizistische B-Dur Sinfonie Schuberts stand am Ende. Die Musiker aus der vor genau 20 Jahren zu China zurückgekehrten ehemaligen Kronkolonie Hong Kong spielten diese Wiener Musik mit Wissen und Können und jugendlicher Energie, im besten Sinne distanzlos also, als lägen keine Jahrhunderte und Tausende an Kilometern dazwischen.
Gezeitenkonzerte Ostfriesland
Große Kirche Leer
Aufzeichnung vom 18. Juli 2017
Ludwig van Beethoven
Ouvertüre c-Moll "Coriolan" op. 62
Romanze F-Dur für Violine mit Begleitung des Orchesters op. 50
Arie der Leonore "Abscheulicher, wo eilst du hin?" aus der Oper "Fidelio" op. 72
Camille Saint-Saëns
Introduction et Rondo capriccioso für Violine und Orchester a-Moll op. 28
Franz Schubert
"Die Forelle" D 550 (Orchestrierung Benjamin Britten)
"Abendrot" D 799 (Orchestrierung Max Reger)
"Der Erlkönig" D 328 (Orchestrierung Hector Berlioz)
Sinfonie Nr. 5 B-Dur D 485

Juliane Banse, Sopran
Clara-Jumi Kang, Violine
Hong Kong Sinfonietta
Leitung: Christoph Poppen