Jüdische Spurensuche

Das verlorene Paradies am Walchensee

Teile der Ortschaft Walchensee (Bayern) spiegeln sich am 24.12.2014 unter blauem Himmel im gleichnamigen See.
Walchensee war für viele deutsche Juden ein Sommerparadies. Bis sie von den Nazis vertrieben wurden. © picture alliance / dpa / Nicolas Armer
Von Julia Smilga  · 13.07.2017
Ermordet in einem KZ – lange Zeit weiß der Londoner Geiger Tom Eisner nichts von dem Tod seiner jüdischen Großeltern. Als die Mutter nach vielen Jahrzehnten ihr Schweigen bricht, beginnt für den Londoner die Suche nach seinen deutschen Wurzeln. Am Walchensee in Bayern entdeckt er ein altes Familienparadies.
Walchensee, das ist einer der größten Alpenseen in Deutschland, tiefblau und sehr kalt. Der See gab auch der kleinen Siedlung am Ufer ihren Namen. Heute wohnen hier etwa 600 Einwohner. An den Wochenenden vergrößert sich die Zahl rapide. München ist nur 80 km entfernt, und Walchensee ist ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer. Die Herzogstandbahn kurz vor dem Ort führt zum gleichnamigen Berg hinauf.
Der Mann, der an einem sonnigen Sommertag vor fünf Jahren zusammen mit seiner Frau nach Walchensee kam, wollte jedoch weder auf den Herzogstand noch zum See. Die beiden gingen in den Ort hoch. Tom Eisner erinnert sich:
"Ich habe 2012 bei der bayerischen Staatsoper gespielt und meine Frau und ich haben Urlaub in Grainau gemacht. Da hatte ich die Idee an Walchensee zu kommen."

Gespräch mit der Autorin Julia Smilga (6:52 Min.):
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Spurensuche in Walchensee

Tom Eisner spielt seit 30 Jahren die erste Violine bei dem London Philharmonic Orchestra. Der Engländer ist dadurch oft auf Konzerttourneen, auch in Deutschland. Damals vor fünf Jahren hat er seinen Aufenthalt in München verlängert, um seiner Frau Jess die Alpen zu zeigen. Doch es gab noch einen anderen Grund, warum es Eisner an einem sonnigen Sommertag 2012 ausgerechnet nach Walchensee zog. Ein majestätisches Haus am Ortsrand von Walchensee. Dabei begegneten er und seine Frau zum ersten Mal Friederike Wolf. Tom Eisner und Friederike Wolf erinnern sich auch noch heute genau an diese Begegnung.
"Ich habe meiner Frau gesagt: Mein Urgroßvater Hugo hat das Haus gebaut. Und dann kam die Frederike…"
"Zufällig! Und ich hab Dich gefragt: Suchen Sie etwas? Kann ich Ihnen helfen? Die Straße hört ja hier auf und viele verirren sich. Und dann sagte er: Mein Großvater hat die Häuser gebaut! Da habe ich gesagt: Dann müssen Sie Herr Eisner sein! Dann kommen Sie mal mit!"
Tom Eisner und Frederike Wolf sitzen beim Kaffee auf der großen Terrasse vor dem dreistöckigen Haus mit Blick auf den tiefblauen Walchensee. Seit fast 25 Jahren gehört dieses Haus Frederike Wolf. Erbaut wurde das Anwesen vor 100 Jahren, und zwar von Toms Urgroßvater Hugo Eisner, einem Berliner Textilfabrikanten. Es war sein Ferienhaus.
"Das Haus wurde 1914 gebaut. Mein Urgroßvater Hugo Eisner hat immer Urlaub in den Bergen gemacht. Er hat die Alpen geliebt, im Winter und im Sommer. Hier wurde ein Schild in Latein angebracht. Übersetzt bedeutet das: Wenn man frei hat, ist man glücklich."

Eine Hütte als Hochzeitsgeschenk

Anfang des 20.Jahrhunderts lebt die Familie Eisner in Berlin. Das Textilgeschäft läuft gut, die Eisners sind vermögend: Eine Villa im noblen Bezirk Grunewald, englische und französische Gouvernanten für die Kinder. Jeden Sommer fährt die Familie für zwei Monate nach Walchensee: Hugo und seine Frau Margarete Eisner, ihre drei Kinder Lotte und Steffi und Fritz Eisner, Toms Großvater. Als Fritz Eisner 1920 heiratet, bekommt er von seinem Vater Hugo ein ganz besonderes Hochzeitsgeschenk: ein uriges Blockhaus oberhalb der Familien-Sommerresidenz. Noch heute steht die Hütte da. Tom Eisner erinnert sich, dass sein Vater Herbert Eisner von dieser Hütte ein Leben lang schwärmte:
"Als ich Kind war ich mit meinen drei Geschwistern jedes Jahr in Schottland. Und mein Vater hat immer gesagt: Oh! Das erinnert mich immer an meine Kindheit, an den Walchensee! Und wenn wir damals Pfifferlinge gefunden haben, sagte er: Oh, es gab Pfifferlinge am Walchensee! Es hatte immer etwas mit Walchensee zu tun. Jeden Sommer haben sie hier zwei Monate verbracht. Mein Vater ist mit dem Zug nach München gekommen, nach Kochel und dann mit Taxi, nach Walchensee. Und er ist fast jeden Tag geschwommen, ist in die Berge gegangen. Das Leben war quasi perfekt für ihn. Er meinte, der beste Urlaub in seinem Leben war am Walchensee. Ich hatte den Eindruck, das war vor dieser Zeit, der schrecklichen Nazizeit."

Ein dunkles Familiengeheimnis

Tom Eisner wurde 1957 in Buxton in Nordengland geboren. Lange wusste er nichts von der Geschichte seiner Familie.
"Ich wusste immer, dass etwas passiert war. Es war immer schwierig für meine Eltern alles zu erzählen, besonders für meine Mutter. Denn sie hatte ihre Eltern und einen Bruder in Auschwitz verloren. Für meine Mutter war es unmöglich, das zu erzählen. Wir haben oft Fragen gestellt, denn wir hatten keine Großeltern mütterlicherseits. Und meine Mutter hat einfach gelogen. Sie sagte: Sie sind bei einem Zugunfall gestorben. Meine Mutter hat uns erst viel später die Wahrheit erzählt."
Die Geschichte seiner Familie väterlicherseits erfährt Tom von seiner Großtante Lotte Eisner. Sie war die erste deutsche Filmkritikerin. 1933 musste sie Berlin verlassen und floh nach Paris, wo sie die " Cinémathèque Française" gründete, ein berühmtes Filmmuseum. Kurz vor ihrem Tod 1983 verfasste Lotte Eisner ihre Memoiren unter dem Titel "Ich hatte einst ein schönes Vaterland". Darin erinnert sich Lotte Eisner an ihre Kindheit in Deutschland.
"Die ersten Jahre meines Lebens hat es mir wenig Kummer gemacht, dass wir Eisner Juden waren. Mein Vater hatte mir einmal, als ich noch ein kleines Mädchen war, von einem Pastor Stoecker erzählt, der die Juden hasste. Da war ich ganz erschrocken und begriff zum ersten Mal, dass wir anders waren, als die übrigen Deutschen. Vater ermahnte mich, dass wir Juden uns besonders anständig benehmen müssten, damit die anderen gar keinen Grund fänden, uns schlecht zu machen."

Vertreibung aus dem Sommerparadies

Lotte Eisners Vater Hugo stirbt 1924. Er wird nie erfahren, dass sein Ratschlag, sich gut zu benehmen, seinen Kindern nach Hitlers Machtübernahme nichts helfen wird. Nicht nur in Berlin – auch in Walchensee ändert sich die Atmosphäre schlagartig.
"Nach der Machtübernahme wehten die ersten Hakenkreuzfahnen. Ferienhausbesitzer und die Schwestern vom evangelischen Schwesternheim guckten weg, wenn sie an uns vorbei gehen mussten."
So erinnert sich Tom Eisners Vater Herbert Eisner im Alter von 87 Jahren in einer Mail an die Zeit nach 1933. Die Mail war eine Antwort auf eine Anfrage aus Walchensee. 2008 recherchierte der dortige Pfarrer Kutschera, ob im Ort vor der Machtübernahme Hitlers jüdische Familien lebten und was aus ihnen geworden ist. Er entdeckte sieben Familiennamen, doch beim Großteil konnte man keine Nachfahren ausfindig machen. Tom Eisners Vater Herbert Eisner war einer der wenigen, zu denen ein Kontakt zustande kam. In seiner Mail erinnerte sich Herbert Eisner an die NS Zeit:
"Im Dorf erfuhren wir zuerst keinen direkten Antisemitismus. Unsere Stiefel wurden nach wie vor vom Schuster Engelbrecht repariert und unser Gemüse von Gärtnerei Niklas geliefert. Aber Wanderer erwiderten unser 'Grüß Gott' mit 'Heil Hitler!'. Um die grölende Hitlerjugend auf den Gipfelhäusern zu vermeiden, mussten wir unsere eigene Kraftbrühe in Thermosflaschen im Rucksack tragen."
"Mein Vater hat erzählt, das Leben, die ersten zwei Jahre waren ok. Aber dann war die Strafe ernster. Und zu Ende war es unmöglich. 1936 hat der Rektor von einem Internat in Nordengland in Buxton 20 jüdische Jungs aus Berlin eingeladen nach Buxton zu kommen. Da ist mein Vater nach Buxton gegangen."
Mit 14 Jahren verlässt Herbert Eisner Deutschland. Die Eltern müssen sein Studium in England doppelt bezahlen: Die Hälfte verlangt das Deutsche Reich als Doppelbesteuerung. Am 12. Juli 1938 verkauft die Familie das Blockhaus. Sie braucht Geld für die Emigration nach England. Doch was wurde aus dem Sommerhaus von Hugo Eisner?

Rückkehr in das Haus der Familie

Beim Kaffee auf der Terrasse vor dem Haus am Hochwald versuchen Frederike Wolf und Tom Eisner die Verkaufsgeschichte vom großen Haus zu rekonstruieren. Fest steht: Es war ein Zwangsverkauf. Tom Eisner möchte von Friederike Wolf mehr über die Geschichte des Hauses erfahren:
"Weißt du, wer es damals gekauft hat?"
"Die Akten sind noch verschlossen. Ich hab jetzt den Antrag gestellt, dass mir die Akten zugänglich gemacht werden. Aber was wir aus dem Grundbuch wussten war, dass die Familie Eisner dieses Haus nach dem Krieg, nach dem Zwangsverkauf 1938, zurück bekommen hat. Das Verfahren dauerte sehr lange. Das muss sehr schwierig gewesen sein. Ich glaube 10 Jahre lang hat das Verfahren gedauert. 1948 wurde der Antrag gestellt und ich glaube 1958 wurde das Haus zurückgegeben."
Nach dem Krieg lebten die Eisners verstreut in England und in Frankreich. Tom Eisners Urgroßmutter Margarete, die Patriarchin, war mit 87 Jahren 1942 aus Berlin ins KZ Theresienstadt deportiert und dort ermordet worden. Nach Deutschland wollten die Eisners nicht zurück. 1962 verkauften sie das große Haus am Walchensee.
2012 war Tom Eisner damit nach über 50 Jahren der erste Eisner, der das Haus wieder betrat. Weder er, noch Frederike ahnten damals, dass sich daraus bald eine enge Freundschaft entwickeln würde – mit gegenseitigen Besuchen jedes Jahr. Einmal haben sie am Walchensee sogar zusammen Weihnachten gefeiert. Tom Eisner erinnert sich genau:
"Für mich war das mein erstes deutsches Weihnachten. Meine Familie waren Deutschjuden. Aber sie haben damals immer Weihnachten gefeiert. Während meiner Kindheit in Nordengland hatten wir immer einen Tannenbaum und ich fühlte mich zu Hause."
"Wenn uns jetzt mein Urgroßvater, mein Großvater und mein Vater sehen würden, sie würden sich freuen. Das wäre ganz in ihrem Sinne"
sagt Frederike Wolf. Sie wollte schon immer so wenig wie möglich an dem Haus ändern. In den ehemaligen Wirtschaftsräumen befindet sich heute die Essküche, dort steht ein alter gusseiserner Herd, die Wände sind mit Kacheln aus den 20er Jahren belegt. Es gibt immer noch die alten Doppelrahmenfenster und die Holztreppe knarzt wohl genauso wie zu Zeiten von Hugo und Margarethe Eisner, Tom Eisners Urgroßeltern.

Auf der Suche nach den vertrieben Juden

Marietta Günzel stößt zur Kaffeerunde auf der Terrasse. Sie ist die Tochter des Schusters Engelbrecht, der damals die Stiefel für Tom Eisners Vater im Ort reparierte. Heute ist das ehemalige Schusterhaus ihr Angel- und Bootsverleih. Marietta Günzel engagiert sich in der Pfarrei St. Ulrich. Zusammen mit Pfarrer Kutschera war sie an dem Rechercheprojekt 'Vertreibung der Juden aus Walchensee' beteiligt. Die beiden haben nicht nur im Internet recherchiert, sondern auch die alteingesessenen Walchenseer befragt. Nicht immer sind ihre Recherchen auf Wohlwollen gestoßen, sagt Marietta Günzel.
"Es liegt ja in der Natur der Sache, dass es unangenehm ist und man wahrscheinlich mit Gedanken konfrontiert ist, die man eigentlich nicht haben will. Weil vielen gar nicht bewusst war, was hier vor sich ging. Oder weil sie es verdrängt haben. Man wusste zwar, dass viele aus München von der NS Spitze gerne hier waren. Aber im Grunde ist alles vergessen worden."
Es gab aber auch Walchenseer, bei denen der Pfarrer Kutschera und Marietta Günzel mehr Auskunft bekamen, sagt Günzel.
"Wir haben eine Frau getroffen – sie ist inzwischen verstorben – die hatte sogar noch Kontakt zu einer Familie, die hier vertrieben wurde, und zu deren Kindern, mit denen sie viel gespielt hat."
Als Ergebnis der Spurensuche wurde 2008 in der Kirche St. Ulrich feierlich eine Gedenktafel mit den Namen der vertriebenen jüdischen Familien enthüllt. Marietta Günzel möchte sie Tom Eisner zeigen. Der Weg führt hinunter in den Ort, vorbei an alten Villen aus der Gründerzeit. Sie wurden vor dem ersten Weltkrieg erbaut. Die Walchenseer nennen sie "Berliner Häuser". Marietta Günzel weiß, warum:
"Da gab es um die Jahrhundertwende eine Ausschreibung in Berlin, von Berliner Architekten, die den ganzen Hochwald angepriesen haben als ein wunderbares Erholungsgebiet. Und es gab eine Broschüre von der Gegend hier, ganz hübsch, in Farbe gemalt. Von verschiedenen Grundstücken und wie man vom Kochel mit der Kutsche hier raufkommt und mit dem Zug bis Kochen oder Murnau So wurde das halt angepriesen. Und dann gab's die Käufer."

Der vertriebene Anwalt

Solche wie die Eisners. Aber nicht nur Berliner bauten im idyllischen Walchensee ihre Villen. Auch Michael Siegel, ein bekannter jüdischer Anwaltaus München baute sich ein kleines Haus im unteren Teil des Dorfes. Das Haus steht heute noch – allerdings völlig umgebaut. 1933 wurde ein Mandant Michael Siegels, ein jüdischer Geschäftsmann, in 'Schutzhaft' ins KZ Dachau gebracht. Siegel ging daraufhin ins Polizeipräsidium, um sich über die Behandlung seines Klienten zu beschweren. Dort wurde er brutal zusammengeschlagen: Einige Zähne wurden ausgeschlagen, ein Trommelfell wurde zerstört. Mit abgeschnittener Hose und einem Schild um den Hals: "Ich werde mich nie mehr bei der Polizei beschweren" wurde der Anwalt durch Münchens Straßen getrieben. Ein Foto dieser Szene gelangte in die USA, das Bild wurde weltberühmt. Bea Green, die Tochter des Anwalts, erinnert sich:
"Das war am 10.03 1933. Also Wochen nach Ankunft Hitler."
Bea Green lebt heute 92- jährig in London. 1939, mit 14 Jahren kam sie mit einem Kindertransport als Beate Siegel nach England. 2012 erzählte sie dem Bayerischen Rundfunk ihre Geschichte:
"Mein Mann, der ist seit 20 Jahren tot, hat damals auf das Bild gedeutet und als Historiker hat er meinen Vater gefragt: Was ist damals in deinem Kopf vorgegangen? – Das ist ganz einfach, hat mein Vater gesagt. Von dem Moment, als sie auf mich eingeschlagen haben, hatte ich nur eine Idee im Kopf gehabt: Ich werde euch alle überleben! – Und im Alter von 97 ist er gestorben."
1940 fliehen Michael Siegel und seine Frau mit der transsibirischen Eisenbahn über Sibirien und China nach Peru . Das 'Häusl' am Walchensee mussten sie bereits 1937 verkaufen, sagt Bea Green:
"Die Kirmreuters haben das Haus gekauft. Weil der Herr Kimreuter war sein Klient aus Berlin. Und ich glaube, er war gerade da, wie die angerufen haben und gesagt haben: Wenn Sie wieder zu ihrem Häusl gehen, dann brennen wir es über ihrem Kopf zusammen. Und Herr Kirmreuter hat gesagt: Ich kaufe es Ihnen ab! Juden durften nur für einen Zehntel des Wertes verkaufen. Aber das war dem Vater egal. Und dann haben sie es sofort gemacht. Und dann fiel eine Bombe in das Berliner Haus der und sie sind nach Walchensee gezogen und haben dort ihr Leben verbracht."

Späte Versöhnung

2008 bei der Gedenktafelenthüllung hielt Bea Green eine bewegende Rede – in der Kirche, die Marietta Günzel nun für Tom Eisner aufsperrt. Tom Eisner liest den Text einer Gedenktafel, die in der Kirche angebracht wurde:
"Wir gedenken der jüdischen Familien, die während des Zeiten des Nationalsozialismus 1933 bis 1945 aus Walchensee vertrieben wurden und nur durch die Flucht überleben konnten: Kurt und Margarete Irena und Anni Bernstein, Dr. Fritz und Paul, Herbert und Stefan Eisner…"
Mariette Günzel erklärt, was es mit der Gedenktafel auf sich hat:
"Es sollte eine Würdigung sein und ein Stück Würde zurückgeben sozusagen. Ich glaube, dass viele der Nachfahren auch ein Stück zurückbekommen haben oder in sich etwas entdeckt haben, was unversehrt geblieben ist."
Tom Eisner ist gerührt:
"Ich habe viel zurückbekommen. Meine Familie wurde rausgeschmissen und jetzt ich bin zurückgekommen und habe große Freunde in Deutschland, das bedeutet mir so viel."
Marietta Günzel erzählt über die Enthüllungsfeier vor 9 Jahren mit einem Pfarrer, mit einem Rabbiner und der ehemaligen Walchenseerin Bea Green, die dank eines Kindertransports nach England kam und den Holocaust überlebte. Auch für die Walchenseer, in dem kleinen Ort mit 600 Einwohnern war diese direkte Begegnung mit der jüngeren Geschichte ein wichtiger Prozess, erklärt Günzelt
"Ich glaube, als wir die Recherche begonnen haben, war uns nicht bewusst, was daraus für eine wunderbare Geschichte wird. Und es ist noch immer sehr berührend, was an dem Tag bei der Enthüllung der Gedenktafel passierte. Auch im Rückblick, das auf einmal Licht in die Zeit zwischen 1933 und 1945 gekommen ist, dass man das verstehen kann und intergieren kann in die eigene Person. Das ist ein heilsamer Prozess, über den ich sehr dankbar bin."