Jüdisch-muslimischer Brief

Ein Aufruf zum Miteinander

08:42 Minuten
Eine junge Muslima mit Kopftuch und ein junger jüdischer Mann mit Kippa unterhalten sich miteinander. Sie sitzen auf einer Bank, vom Betrachter abgewandt.
Gemeinsame jüdisch-muslimische Räume: Junge Juden und Muslime bei einer vom Zentralrat der Muslime in Deutschland und der Union progressiver Juden organisierten Bildungsreise nach Auschwitz. © picture alliance/dpa | Monika Skolimowska
Nabila Abdel Aziz im Gespräch mit Nicole Dittmer · 20.05.2021
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"Wir lassen uns nicht trennen": Das schreiben jüdische und muslimische Organisationen und Initiativen in einem gemeinsamen offenen Brief. Als Minderheiten hätten sie das Gefühl, gegeneinander ausgespielt zu werden, sagt Mitinitiatorin Nabila Abdel Aziz.
Jüdische und muslimische Organisationen und Initiativen in Deutschland haben gemeinsam einen offenen Brief geschrieben: "Wir lassen uns nicht trennen" ist er betitelt.
"Wann immer der Konflikt im Nahen Osten hochkocht, stehen wir alle unter wahnsinnig viel Druck", sagt eine Mitinitiatorin des Briefes, die Journalistin und Islamwissenschaftlerin Nabila Abdel Aziz. "Man wird verantwortlich gemacht, man wird zur Rechenschaft gezogen."

Zeichen der Solidarität

In dieser angespannten Lage wollten jüdische und muslimische Menschen nun ein Zeichen setzen, dass sie miteinander solidarisch seien und gegen Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus eintreten, sagt die Journalistin.
Es sei schön, wie schnell viele Organisationen bei dem offenen Brief dabei gewesen seien, das habe innerhalb von Tagen, mit ein paar Anrufen und WhatsApp-Nachrichten, funktioniert. Es sei ein solidarisches Netzwerk von Menschen und Organisationen, die einander vertrauten, betont sie.
In der Debatte über den Nahostkonflikt sei ihr wichtig, dass es weder eine dezidiert jüdische noch eine muslimische Haltung zu diesem gebe, sagt Abdel Aziz. "Wir wollen davon wegkommen, dass wir identitär über den Konflikt sprechen."
Die an dem offenen Brief beteiligten Organisationen und Inititativen wollen Raum schaffen für jüdisch-muslimische Begegnungen. Von Festivals über Think Tanks bis hin zu Büchern seien in den vergangenen Jahren bereits viele solcher Räume entstanden, erzählt die Journalistin. Das gehe weit über die üblichen Dialogveranstaltungen hinaus, "wo ein Rabbi und ein Imam auf einer Podiumsdiskussion sitzen und sich über theologische Inhalte unterhalten".

Jüdisch-muslimische Allianzen

Abdel Aziz betont, dass auf diese Weise mittlerweile jüdisch-muslimische Allianzen entstanden sind. Man habe begriffen, dass es viele gemeinsame Interessen, Themen und Herausforderungen gebe.
(jfr)
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