Journalistin Heide Fuhljahn

"Ich habe die Depression besiegt"

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Die Journalistin Heide Fuhljahn © Deutschlandradio - Matthias Dreier
Moderation: Katrin Heise · 25.01.2018
Seit ihrer Kindheit lebt Heide Fuhljahn mit Depressionen. Die 44-jährige Journalistin hat lange Klinikaufenthalte hinter sich und ist immer noch in Therapie. Sie erzählt unter anderem, wie sie es geschafft hat, die schlimmsten Phasen zu überstehen.
Depressionen gehören zu den großen Volkskrankheiten und sind dennoch weit unterschätzt: Etwa fünf Millionen Menschen in Deutschland sind akut behandlungsbedürftig.
"Eine Depression bedeutet meist, dass das Leben knüppelhart wird", sagt Heide Fuhljahn. Die Journalistin lebt seit ihrer Kindheit mit Depressionen. Auslöser war der frühe Unfalltod ihrer Mutter – damals war Heide Fuhljahn neun Jahre alt. Seither weiß sie, wie es ist, "wenn man an seiner Trauer fast erstickt und der Alltag sich anfühlt wie ein Marathonlauf."

Haben Sie selbst Gedanken, die sich um das Thema Depression drehen? Lassen Sie sich helfen und sprechen Sie darüber. Hier erreichen Sie die Telefonseelsorge: unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222, aber auch per E-Mail und im Chat.

Sie veranschaulicht, was es bedeutet, mit einer Depression zu leben und woran man zweifelsfrei erkennen kann, dass der traurige Zustand, in dem man sich befindet, mehr ist als nur eine kurzfristige Niedergeschlagenheit:
"Wenn man kein Arzt ist und nicht im medizinischen Dienst unterwegs, kann man es als Laie sehr gut daran erkennen, dass es sich nicht ändert. Wenn Sie sich wirklich gar nicht mehr freuen können – über irgendwas. Wenn Sie wirklich mit Inbrunst sagen können, egal ob ich im Urlaub bin, egal, ob ich bei der Arbeit bin, egal, wen ich treffe, es geht mir immer hundeelend – dann ist das ein sehr eindeutiges Signal."

Professionelle Hilfe

Die schlimmsten Phasen hätte sie selber ohne professionelle Hilfe nicht überstanden, meint sie:
"Nach einer Trennung habe ich ein halbes Jahr noch versucht, mit dieser üblichen preußischen Härte zurechtzukommen. (…) Ich bin sicher nicht die Einzige, die da ein sehr hartes Erziehungsmodell mitbekommen hat, dass man sich zusammenreißt und nicht rumjault. Aber irgendwann ging das nicht mehr."

Verlust der kognitiven Fähigkeiten

Besonders geschockt war sie von der Feststellung, dass sie in dieser depressiven Phase nicht mal mehr in der Lage war zu lesen:
"Was ich viel zu spät erst erfahren habe, und was, glaube ich, in der allgemeinen Bevölkerung auch nicht so bekannt ist, ist dass man seine kognitiven Fähigkeiten verliert, also die Fähigkeiten, die das Gehirn leisten kann. Es hat mich zutiefst erschreckt. Ich habe Literaturwissenschaften studiert, ich habe meine Kindheit in Büchern verbracht, weil da sonst niemand war – und ich war nicht mehr in der Lage zu lesen."
Die 44-jährige Journalistin hat mehrere lange Klinikaufenthalte hinter sich und ist weiterhin in Therapie. Aber es geht bergauf. Über ihre Erfahrungen hat sie zwei Bücher geschrieben – auch, um anderen Betroffenen Mut zu machen, sich professionelle Hilfe zu suchen.

Literaturtipps:

Heide Fuhljahn: Von Wahn und Sinn - Behandler, Patienten und die Psychotherapie ihres Lebens
Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg 2017
195 Seiten, 19,99 Euro

Heide Fuhljahn: Kalt erwischt - Wie ich mit Depressionen lebe und was mir hilft
Diana Verlag, München 2016
384 Seiten, 9,99 Euro

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