Josef-Albers-Werkschau in der Essener Villa Hügel

Er war mehr als seine Quadrate

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Josef Albers Variant / Adobe. 4 Central Warm Colors Surrounded by 2 Blues, 1948 Öl auf Masonit 63,5 x 88,9 cm Josef Albers Museum Quadrat Bottrop © Villa Hügel Essen
Heinz Liesbrock im Gespräch mit Andrea Gerk · 16.06.2018
Kurator Heinz Liesbrock präsentiert den Künstler Josef Albers in neuem Licht: In der Werkschau zu sehen sind Albers' Bauhaus-Arbeiten ebenso wie Künstler, die er beeinflusst hat.
Es ist die erste große Werkschau des in Bottrop geborenen Künstlers seit 30 Jahren. Josef Albers erforschte die Farbe in ihrer künstlerischen Dimension. Er wollte Farbe denken und diskutierte mit seinen Studierenden über das sich immer wieder verändernde Gesicht der Farbe und den Verlust aller Gewissheit: "Nur der Schein trügt nicht", schrieb er. Der einflussreiche Künstler steht für eine Form der Kunst, die neu zu sehen lehrt.

Formale Verknappung führt zu sinnlicher Komplexität

"Die ganze Ästhetik von Josef Albers ist auf formale Verknappung ausgerichtet, um daraus eine sinnliche Komplexität zu erreichen", sagt Heinz Liesbrock, Direktor des Josef-Abers-Museums in Bottrop und Kurator der Ausstellung in der Villa Hügel. Albers habe ein denkbar einfaches Muster gewählt: das Quadrat, drei- oder vierfarbig unterschiedene, in einander gestaffelte Quadrate. Doch obwohl er diese Serie "Huldigung an das Quadrat" genannt hat, habe er einmal lapidar bekannt: "Das Quadrat ist nur ein Geschirr, in dem ich meine Verzückung durch die Farbe anrichte." Farbe sei also das zentrale Thema für ihn gewesen.
Der deutsche Maler und Kunstpädagoge Josef Albers (1888-1976)
Der deutsche Maler und Kunstpädagoge Josef Albers (1888-1976)© picture alliance / dpa / Georg Goebel
Farbe habe Albers fasziniert, weil sie nur bis zu einem gewissen Punkt planbar sei und man beobachten könne, wie sich Farben zu etwas Neuem verbänden. Er habe aber auch die Physiologie des Auges in die Wirkung seiner Kunst mit einbezogen. Albers habe "wirklich etwas Unabsehbares geschaffen", so Liesbrock weiter.

Der große Kunstpädagoge der Nachkriegszeit

Mit der Ausstellung will Heinz Liesbrock aber auch "den Künstler von der Verengung auf die Huldigung des Quadrats befreien". Gezeigt werden Glasarbeiten, Möbelentwürfe und fotografische Montagen, die nach Albers' Eintritt in das Bauhaus 1920 entstanden sind. Mit seiner Emigration in die USA nach 1933 habe Albers sich zudem dort künstlerisch vollkommen neu erfunden.
Skulptur "Repetition Nineteen III" der Künstlerin Eva Hesse aus dem Jahr 1970
Skulptur "Repetition Nineteen III" der Künstlerin Eva Hesse aus dem Jahr 1970© picture alliance / dpa / Axel Heimken
Die Erfahrung der amerikanischen Landschaft, vielfache Reisen nach Mexiko, dessen Farben und präkolumbische Kultur, Architektur und Skulpturen seien dann zur einer großen Inspiration in der zweiten Hälfte seines Lebens geworden. Als die Krupp-Stiftung dem Josef-Albers-Museum angeboten hat, in der Villa Hügel auszustellen, habe man die Chance beim Schopf gepackt, erklärt Liesbrock. Und nun zeige man unterschiedliche, neue Perspektiven, Josef Albers in neuem Licht.

Inspiration für die Minimal Art

Auch Künstler, die von ihm geprägt sind, werden gezeigt. "Albers war der große Kunstpädagoge in der Zeit nach 1945." Er habe aber weniger Kunst unterrichten, als vielmehr "Grundlagen schaffen, seinen Studierenden das Sehen lehren wollen: eine grundlegende Fähigkeit zur visuellen Differenzierung."
Robert Rauschenberg und Eva Hesse beispielsweise waren seine Schüler, aber wichtiger noch sei seine Wirkung auf Künstler wie Donald Judd oder Agnes Martin gewesen, sagt Heinz Liesbrock. "Amerikanische Künstler in den 60er-Jahren wollten aus dem Schatten des abstrakten Expressionismus heraustreten. Sie haben Orientierung gesucht, wie man Kunst versachlichen, Ausdrucksformen reduzieren kann, um daraus sinnliche Komplexität zu entwickeln." Gemeinsam mit Mondrian sei Albers einer der großen Anreger dieser amerikanischen Generation der "Minimal Art" gewesen.

Noch bis 7. Oktober 2018
Weitere Informationen online.

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