Johano Strasser: SPD muss Verhältnis zur Linken normalisieren

10.03.2008
Der Präsident des PEN-Clubs und Publizist Johano Strasser hat die SPD aufgefordert, ihr Verhältnis zur Partei Die Linke zu normalisieren. Ausgrenzung und Dämonisierung machten eine solche Partei nur stärker, sagte Strasser im Deutschlandradio Kultur. Das habe bereits die so genannte Rote-Socken-Kampagne gegen die PDS in den 90er Jahren gezeigt.
"Es ist sehr unvernünftig, dieses Spiel jetzt mit der vereinigten Linken noch einmal spielen zu wollen." Vielmehr müsse man "einen kühlen Kopf bewahren" und sich damit abfinden, dass in Deutschland ein Fünf-Parteien-System entstanden sei.

So wie die Grünen sich etabliert hätten, werde "höchstwahrscheinlich auch die Linke sich auf lange Zeit in unserem parlamentarischen System etablieren", sagte der Publizist, der seit vielen Jahren Mitglied der SPD ist. Er verwies auf die derzeitigen Bemühungen der CDU um die Grünen, um ihre Koalitionsmöglichkeiten zu erweitern. Angesichts dessen wäre es "geradezu skandalös dumm", wenn die Sozialdemokraten "durch eine Selbstfesselung" ihre eigenen Koalitionsmöglichkeiten "willkürlich" beschnitten. Den SPD-Politikern in den Ländern riet Strasser deshalb, die Linke als "einen ganz normalen Gegner und als einen ganz normalen Koalitionspartner" zu betrachten.

Nach Ansicht des Publizisten sollte auch ein Bündnis der SPD mit der Linkspartei auf Bundesebene auf Dauer "kein Tabu" sein. Für die Bundestagswahl 2009 sei dies aber nur denkbar, wenn die Linke einige Positionen verändere, zum Beispiel in der Außenpolitik. Problematisch sei zudem, dass die Linke kein Programm habe. "Das macht natürlich einen Partner schwer berechenbar - insbesondere auf der Bundesebene, wo die Kontinuität außenpolitischer Festlegungen ganz wichtig ist."

Sie können das vollständige Gespräch mit Johano Strasser mindestens bis zum 10.8.2008 in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören. MP3-Audio