Jenny Friedrich-Freska über die Autoindustrie

"Das kann längerfristig Schaden anrichten"

Gefälschte Fahrzeugembleme verschiedener deutscher Hersteller werden am 21.03.2014 in Berlin am Rande der Jahrespressekonferenz des Zolls präsentiert. Durch Zollkontrollen wurde im vergangenen Jahr ein Schaden von 777 Millionen Euro aufgedeckt. Foto: Kay Nietfeld/dpa |
An der Autoindustrie hingen viele Arbeitsplätze, dennoch dürfe man VW und den anderen nicht alles durchgehen lassen, sagt Jenny Friedrich-Freksa. © dpa
Moderation: Korbinian Frenzel · 27.07.2017
Jenny Friedrich-Freksa, Chefredakteurin von "Kulturaustausch", hat eine klare Meinung zum Abgas-Skandal und zu einem möglichen Autokartell: Es sei nötig, sich deutlich vom Tun der Automobilbranche zu distanzieren. Sonst werde das Image deutscher Produkte auf lange Sicht leiden.
Welche Folgen werden die Absprache der Autokonzerne und ihr ökologisch unsauberes Verhalten nach sich ziehen? Gerade hat Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) bei VW in Wolfsburg einen Besuch abgestattet. Sie hat der VW-Leitung offenbar deutlich die Meinung gesagt und Klartext gesprochen: Sie sei sehr enttäuscht, die Verabredungen der Autokonzerne bezeichnete sie bei ihrem Besuch in Wolfsburg als "Kumpanei".

Macht die Autoindustrie alles kaputt?

Ist die Autoindustrie Schuld daran, wenn das Label "Made in Germany" bald weltweit nichts mehr gilt? Interessanterweise verzeichnete beispielsweise Volkswagen im Juni sogar ein Umsatzplus. Nimmt vor allem der autoliebende deutsche Verbraucher nichts übel?
Unser Studiogast, Kulturjournalistin Jenny Friedrich-Freksa hat sich mehrfach mit dem Thema "Marken" beschäftigt. Sie ist skeptisch:
"Das sieht im Moment vielleicht so aus. Wenn Vertrauen gebrochen wird – und das ist ja hier passiert -, dann ist das vielleicht nicht sofort an Absatzzahlen ablesbar, sondern kann auch längerfristig Schaden anrichten."
Es könne nicht sein, "dass wir nur Produkte 'Made in Germany' herstellen können, wenn wir dabei betrügen und schummeln".

Die Industrie muss endlich reagieren

Sie sei davon überzeugt, dass immer mehr Verbraucher saubere Autos fahren wollten – "und die Autohersteller sind gut damit beraten, sich endlich, endlich, endlich auch mal darauf einzustellen."
Definitiv sei es nötig und richtig, sich deutlich vom Tun der Automobilbranche zu distanzieren, sagte Friedrich-Freksa in Bezug auf Barbara Hendricks deutliche Kritik. Natürlich hingen sehr viele Arbeitsplätze davon ab, aber dennoch dürfe man VW und den anderen nicht alles durchgehen lassen. Viele Arbeitsplätze davon ab, aber dennoch dürfe man VW und den anderen nicht alles durchgehen lassen.
Sie halte es für gefährlich, dass die Öffentlichkeit im Zuge dessen auch das Vertrauen in die politischen Institutionen verliere, deren Aufgabe es doch eigentlich sei, solche Machenschaften rechtzeitig aufzudecken und somit den Verbraucher zu schützen.
"Das greift auch wirklich die Integrität eines Landes oder einer Regierung an. (…) Da sagen dann die Leute zu Recht: 'Die da oben, wir hier unten. Da oben wird gemauschelt.' Das ist ein Elitenproblem."
Jenny Friedrich-Freksa
Jenny Friedrich-Freksa, Chefredakteurin der Zeitschrift "Kulturaustausch", zu Gast im Deutschlandfunk Kultur© Deutschlandfunk Kultur/Jana Demnitz
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