Jan Hoet

Das Meer und er

Kleine Welle am Strand
Die Ausstellung "Das Meer - Salut d'honneur Jan Hoet - eine Hommage an Jan Hoet" ist die letzte Schau des bekannten belgischen Kurators. © Jan-Martin Altgeld
Von Kerstin Schweighöfer · 22.10.2014
Kunstpapst wurde der belgische Kurator Jan Hoet genannt, weil er so viele Künstler bekannt machte. Kurz vor der Vollendung seiner Ausstellung über das Meer starb er. So ist die umfangreiche Schau auch eine Hommage an Hoet.
Es ist nicht irgendeine Bank, auf der Direktor Phillip Van den Bossche vom Museum für schöne Künste in Oostende gerade Platz genommen hat. Es ist eine, auf der vor kurzem noch Jan Hoet gesessen hat. Im Atelier des niederländischen Künstlers Henk Visch. Der sollte auf Hoets grosser Ausstellung über die See nicht fehlen. Und der hat die Bank auch gestaltet, als filigranes grünblaues Kunstwerk in der Form einer Welle.
Die beiden Männer kamen nicht mehr dazu, eine Auswahl aus dem Oeuvre des Niederländers zu treffen. Aber, so weiß Museumsdirektor Van den Bossche: Nach dem plötzlichen Tod von Jan Hoet im Februar war es für Henk Visch eine klare Sache: Er wollte mit dieser Bank auf Hoets letzter Ausstellung vertreten sein:
"La Mer, de Zee, das Meer" heisst diese Ausstellung, die Van den Bossche zusammen mit Hoet konzipiert hat. Es sollte der dritte Teil eines Ausstellungstriptychons werden: 2012 hatte Hoet bereits eine Ausstellung über Kunst und Religion kuratiert, in der Genter Sintbaafskathedrale, rund um den berühmten Genter Altar der Brüder van Eyck, den er so liebte.
Hoet stimmte Vollendung der Schau noch zu
2013 folgte eine Schau über Kunst und Psychiatrie in Geel, jenem flämischen Dorf, in dem Hoet aufgewachsen war. Zum Abschluss war eine Ausstellung über die Kunst und das Meer geplant. Doch die konnte Hoet zusammen mit van den Bossche nur noch zu 70 Prozent konzipieren:
"Im Januar wurden wir uns darüber im Klaren, auch Hoet selbst, dass er die Vollendung dieser Schau nicht mehr miterleben würde. Wir fragten uns, ob das ganze Projekt nicht besser gestoppt werden könnte. Zusammen mit seiner Familie beschlossen wir dann aber, es ohne ihn zu vollenden. Auch Hoet selbst hat dazu noch die Zustimmung gegeben!"
So kam es, dass aus einer Ausstellung, die als Hommage an das Meer geplant war, gleichzeitig eine Hommage an den großen flämischen Ausstellungsmacher und Museumsstifter wurde. Gleich zehn Künstler haben eigens dafür neue Werke gemacht: der Genter Künstler Michael Borremans eine Videoarbeit, der Deutsche Reinhard Mucha eine Fotocollage.
"Wir haben auch Kontakt zu Privatsammlern und Museen gesucht, alle waren bereit, einen Beitrag zu dieser Hommage zu liefern. Die Tate in London trennte sich sogar von einem Turner, denn Hoet wollte unbedingt einen Turner in der Ausstellung. Zu seinen Lebzeiten hatten wir das nicht regeln können."
Ausstellung an zwölf Orten in Oostende
Kunstpapst wurde Hoet auch genannt. Weil er so vielen Künstlern den Weg geebnet hat. Als Gründungdirektor des Museums MARTa in Herford in Ostwestfalen. Auf seiner dokumenta Neun 1992 in Kassel. Oder mit legendären Ausstellungen wie den Chambre d’amis 1986 in Gent, als er die Kunst aus dem Museum in die Stadt holte, bis in die Wohnzimmer der Menschen.
Er bot flämischen Künstlern wie Panamarenko oder Luc Tuymans erstmals ein internationales Podium. Er machte ein großes Publikum mit den schwer zugänglichen Arbeiten von Ilya Kabakov, Mario Merz oder auch Josef Beuys bekannt. Fast alle sind in Oostende mit Arbeiten vertreten. Und zwar nicht nur im Museum. Auch seine allerletzte Schau findet in der ganzen Stadt an 12 verschiedenen Orten statt.
Zum Beispiel einem ehemaligen Kino. Dort wird der "arc of ascent" gezeigt, jener Videofilm mit einem Ertrinkenden, den Bill Viola 1992 auf der dokumenta gezeigt hatte.
Hoets geliebten Genter Altar wieder aufgebaut
Im Hafen von Oostende flattern die mit Worten bedruckten Fähnchen von Lawrence Weiner im Wind, eine Arbeit aus dem von Hoet gegründeten Genter Museum für aktuelle Kunst SMAK. Der Künstler hat sie als Hommage an Hoet um zwei Worte erweitert: Sail on - segle weiter!
Und am Strand hat der Genter Künstler Kris Martin in Originalgrösse den Genter Altar wieder aufgebaut – jenes Werk , das Hoet so liebte. Aber nur die Rahmen. Aus Stahl, damit der Nordseewind sie nicht umweht. So wird der Altar zu einem Fenster, durch das man gucken kann. Nicht länger das Lamm Gottes ist zu sehen. Sondern la mer, de zee,das Meer.
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