Israelischer Künstler verteidigt Sharon-Installation

20.10.2010
Der israelische Künstler Noam Braslavsky wehrt sich gegen Kritik an seiner aktuellen Installation, die den ehemaligen israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon im Koma zeigt.
Wichtig sei ihm gewesen, bei den Besuchern Erinnerungen und Emotionen hervorzurufen, die sie mit der Figur Sharon verbinden würden, sei es Liebe oder Hass, sagte Braslavsky. "Ich glaube, das ist gelungen." Die Installation zeigt eine lebensgroße, täuschend echt wirkende Nachbildung von Sharon im Koma; sie ist ab Donnerstag in der Kishon Gallery in Tel Aviv zu sehen. Sharon wird seit einem Schlaganfall im Januar 2006 künstlich am Leben gehalten. Kritiker hatten dem in Berlin lebenden Braslavsky vorgeworfen, respektlos mit Sharon umzugehen.

Sharon habe den Weg für große Veränderungen geebnet, sei jedoch dann von der Welt verschwunden, betonte der Künstler. Menschen, die Sharon früher gehasst hätten, hätten ihn plötzlich respektiert - und umgekehrt. Sharon wecke viele Emotionen, sei jedoch als Thema ein großes Tabu, weil er im Koma liege. Dadurch, dass er ins Koma gefallen sei, habe es auch keine Zeit für Trauer gegeben.

Mit der Installation habe er kein Trauerritual für Sharon entwerfen wollen, betonte Braslavsky. Vielmehr habe er die Menschen mit ihren Emotionen zu dieser Figur konfrontieren wollen, die sonst verdrängt würden - unter anderem mit Trauer. Die Installation habe auch gezeigt, wie wichtig Sharon den Menschen in Israel sei, zumal es derzeit an der Spitze der Gesellschaft keine Führungspersönlichkeit, sondern nur Stellvertreter gebe. Ein Taxifahrer etwa habe ihm dafür gedankt, dass er Sharon zurückgebracht habe.


Das vollständige Gespräch mit Noam Braslavsky können Sie bis zum 21.4.2011 als
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