Israelischer Historiker kritisiert Israels Soldaten

21.03.2009
Daniel Cil Brecher, Historiker und Buchautor aus Israel, hat eine "Entmenschlichung" der israelischen Armee festgestellt. Nach Berichten über angebliche Gräueltaten israelischer Soldaten während der Gaza-Offensive sagte Brecher im Deutschlandradio Kultur, die 40 Jahre dauernde Besatzungszeit der palästinensischen Gebiete habe die israelische Gesellschaft korrumpiert.
Ein entmenschlichtes Bild des Gegners zu entwickeln sei ein häufiger Prozess bei lang andauernden Konflikten. "Die britische Armee in Nordirland hat ähnliche Erfahrungen gemacht: Früher oder später entmenschlicht der Soldat in seinem eigenen Kopf das Bild des Gegners und beginnt Dinge zu tun, die er selbst nicht für möglich gehalten hätte."

Brecher fuhr fort, die Berichte hätten nun bereits zu einer Debatte geführt. Diese habe dazu beigetragen, das stark idealisierte Bild der Gesellschaft von Israels Armee gerade zu rücken. Weiterhin könne die Diskussion spätere Einsätze der Armee beeinflussen, gerade die umstrittenen Operationen in städtischen Gebieten. "Die Methoden, die dort eingesetzt werden, sind gelinde gesagt sehr risikovoll, was die Frage des Schutzes der Zivilbevölkerung anlangt."

Um diese Art von Verbrechen in Zukunft zu stoppen, müsse die internationale Gemeinschaft darauf pochen, dass die Genfer Konvention nicht weiter unterhöhlt werde, sagte der israelisch-deutsche Historiker und Philosoph. "Denn das ist das Einzige, was in solchen Fällen die Zivilbevölkerung schützt: Die Drohung, dass Regierungen … verfolgt werden für den Bruch dieser Konvention", sagte Brecher.

Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 21.8.09 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.