Islamisten bedrohen geschützte Heiligenstätten in Timbuktu

Hendrik Buhrs im Gespräch mit Joachim Scholl · 09.05.2012
Seit 1988 steht Timbuktu in Mali auf der Liste der Weltkulturerbe-Stätten der UNESCO. Doch seit einem Militärputsch im März regieren islamistische Milizen die Stadt und haben jetzt ein erstes Kulturdenkmal niedergebrannt, das Mausoleum eines Heiligen, und sie haben weitere Zerstörungen angekündigt.
Aus der Tradition eines der ältesten Handelszentren rühren die Schätze der Stadt Timbuktu, die nun nach Einschätzung des ARD-Korrespondenten Hendrik Buhrs durch die Gewalt islamischer Fundamentalisten in Gefahr sind. Bei dem Anschlag am vergangenen Freitag wurde von militanten Islamisten das Mausoleum des Heiligen Sidi Mahmud Ben Amar zerstört.

Hier agierten Gruppen, die sich als al-Kaida im Maghreb bezeichnen und die bereits die öffentliche Ordnung völlig umgekrempelt haben, erklärte Buhrs:

"Es geht alles in Richtung einer totalitären, lokalen Herrschaft, wie wir das auch aus Taliban-Zeiten in Afghanistan kennen."

Buhrs zufolge führt der in Timbuktu beheimatete Volksislam oder Sufismus und deren Heiligenverehrung zu einer Art Glaubenskrieg mit den radikalen Islamisten:

"Das Problem jetzt, aus streng islamistischer, islamistisch-orthodoxer Sichtweise, ist es, dass es eigentlich nicht angeht: In der strengen Lehre gibt es eigentlich Gott oder Allah und damit hat es sich auch."

Insbesondere die nun in Timbuktu aktiven Fundamentalisten würden mit wenig Toleranz gegen den dort herrschenden Glauben und die Heiligenstätten vorgehen: mit unabsehbaren Folgen für das Kulturerbe der Stadt.
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