Internationales Filmfestival

Filmstars auf dem Weg nach Locarno

Offene Türen und freier Himmel: Der Piazza Grande vor dem Internationalen Filmfestival Locarno.
Offene Türen und freier Himmel: Der Piazza Grande vor dem Internationalen Filmfestival Locarno. © dpa / picture alliance / Urs Flueeler
Von Klaus-Peter Claus · 05.08.2015
Das Filmfestival in Locarno gehört zu den ältesten der Welt. Sein Geheimnis ist noch immer das gleiche: Nicht die Filmindustrie, sondern das Independent-Kino gibt hier den Ton an. Und wenn man Glück hat, trifft man große Stars im Café nebenan.
Die kleine, zu teilen noch mittelalterliche Stadt mit gerade mal 15.000 Einwohnern wird sich für zehn Tage wieder in die Welt-Metropole des Kinos verwandeln. Wobei beim Festival am malerischen Ufer des Lago Maggiore nicht die großen, ganz auf Profit ausgerichteten Produkte der Filmindustrie dominieren. Hier hat das Independent-Kino das Sagen, geben Filme von meist noch jungen Autoren und Regisseuren, die fern der etablierten Studios arbeiten, den Ton an.
Aus Deutschland konnte sich Lars Kraume prominent positionieren. Der 42-Jährige, geboren in Italien, hat neben vielen erfolgreichen Fernsehinszenierungen (für "Guten Morgen, Herr Grothe" bekam er 2007 den begehrten Grimme-Preis) mit originellen Spielfilmen wie "Keine Lieder über Liebe" (2005) und "Die kommenden Tage" (2010) auf sich aufmerksam gemacht. In Locarno zeigt er mit "Der Staat gegen Fritz Bauer" einen auf Tatsachen basierenden Spielfilm. Er blickt auf die Zeit Ende der 1950er-Jahre, als es in der Bundesrepublik Deutschland alles andere als selbstverständlich war, mit den Verbrechen und mit den Verbrechern der Nazi-Zeit abzurechen. Der Film läuft auf einer der abendlichen Freiluftaufführungen auf der Piazza Grande di Locarno, dem Marktplatz der Stadt. Die Vorführungen für jeweils achttausend und mehr Zuschauer sind das A und O des Festivals. Auch hier ist Ehre möglich: Per Umfrage unter den Besuchern wird der begehrte Publikumspreis ermittelt.
200 Filme in verschiedenen Wettbewerben
Eine Auszeichnung mit dem Goldenen Leoparden, dem Preis für den besten der 19 Spiel- und Dokumentarfilme im Hauptwettbewerb, kann ein deutscher Produzent allenfalls teilweise bekommen. Denn in diesem Wettbewerb laufen keine Filme allein für Deutschland, sondern drei, die mit dem Geld deutscher Ko-Produzenten realisiert worden sind. In den anderen Wettbewerben und Sektionen laufen weitere Filme, die von deutschen Produzenten entweder allein oder mit internationalen Partnern gestemmt worden sind.
Locarno selbst, elfeinhalb Monate des Jahres ein beschaulicher Touristenort, verwandelt sich für die nächsten zehn Tage in eine quirlige Traumstadt des Kinos, Tag und Nacht lebendig, mit Filmangeboten von frühmorgens bis weit nach Mitternacht. Insgesamt laufen etwa 200 Filme in den verschiedenen Wettbewerben, Reihen und Sektionen. Das Schöne fürs Publikum: Ihm gebührt die Hauptrolle. Absperrseile oder Spezialempfänge für Promis gibt es kaum. In den letzten Jahren konnte man denn auch Stars wie Daniel Craig, Claudia Cardinale oder Faye Dunaway im Café nebenan treffen. Derzeit, kurz vor Festivalstart, grassieren Gerüchte, dass Meryl Streep zur Eröffnung auf die Piazza Grande kommt. Festivalkenner glauben das kaum. Aber: Locarno ist immer für eine Überraschung gut.

Über das Internationale Filmfestival in Locarno sprechen wir am Mittwoch, den 5. August, ab 07:10 Uhr in unserer Sendung Studio 9.

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