Internationale Energieagentur: CO2-Anstieg ist besorgniserregend

Maria van der Hoeven im Gespräch mit Ulrich Ziegler · 15.06.2013
Die Internationale Energieagentur fordert einschneidende Maßnahmen und mehr Ehrgeiz beim Energiesparen, um den weltweiten CO2-Ausstoß deutlich zu senken. Sonst "haben wir keine zwei Grad Celsius plus, dann werden es fast sechs sein," so die IEA-Direktorin Maria van der Hoeven.
Weltweit müsse dafür gesorgt werden, dass beispielsweise der Einsatz von Steinkohle zur Energiegewinnung effizienter werde. "Wenn wir mit Kohle weitermachen, dann müssen wir dafür sorgen, dass wir auch die beste Technologie benutzen, also die CO²-Abscheidung auch wirklich verpflichtend ist." Als Vorbild nannte sie die USA: "Wenn (dort) neue Kohlekraftwerke gebaut werden, dann müssen sie so effizient wie Gas-Stromkraftwerke sein."

Auch von den Autoherstellern erwartet die IEA-Chefin mehr Engagement. Die Fahrzeugflotten müssten insgesamt weniger Schadstoffe ausstoßen: "Da ist mehr zu holen." Außerdem müssten neue Mobilitätskonzepte für die Großstädte entwickelt werden: "Das geht nicht nur mit Privatautos, die zu 90 Prozent in der Garage stehen, dafür ist unsere Welt zu klein."

Was die künftige Entwicklung des Ölpreises betrifft, so geht die IEA-Chefin davon aus, dass die Preise nicht sinken werden: "Es ist nicht mehr so, dass Öl einfach zu finden ist." Die sogenannte Fracking-Methode zur Gewinnung von Öl und Gas aus Schiefergesteinsschichten sei nur dann zu verantworten, wenn sie die Umwelt nicht belastet.

Kritik äußerte sie an der Energiepolitik der Bundesregierung. Wenn Deutschland Windenergie im Norden produziere und nach Süden leite, könne es nicht die Stromnetze der Nachbarländer benutzen. "Das ist nicht okay." Die Frage der Energieversorgung müsse europaweit abgestimmt und gelöst werden.

Maria van der Hoeven, 1949 im niederländischen Meerssen geboren, ist seit September 2011 Exekutivdirektorin der Internationalen Energie Agentur, IEA. Zwischen 2002 und 2007 war die christdemokratische Politikerin Bildungsministerin und danach bis zum Oktober 2010 Wirtschaftsministerin ihres Landes.
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